Laryngorhinootologie 2012; 91(01): 36-39
DOI: 10.1055/s-0031-1291365
Gutachten + Recht
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Aus der Gutachtenpraxis: Gutachterliche Bewertung des benignen paroxysmalen Lagerungsschwindels (BPLS) nach aktuellen Kriterien

Of the Expert Office: Expert Evaluation of Benign Paroxysmal Positional Vertigo (BPPV) to Current Criteria
L. E. Walther
,
T. Brusis
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Publication Date:
09 January 2012 (online)

Einleitung

Der benigne paroxysmale Lagerungsschwindel (BPLS) (engl. benign paroxysmal positional vertigo, BPPV) ist mit einer Lebenszeitprävalenz von 2,4% die häufigste peripher-vestibuläre Schwindelerkrankung überhaupt [1] [2] [3]. Die Ursache für die Erkrankung sind dislozierte Otokonien aus dem Utrikulus, die in den Endolymphbereich der Bogengänge gelangt sind und dort durch einen schnellen Lagerungswechsel mit Änderung der Kopf-Körperposition in Bewegung geraten und plötzlich auftretende, kurzzeitige Schwindelattacken provozieren. Die induzierte Schwindelempfindung entspricht einem Drehschwindel mit crescendo-decrescendo-Charakter. Die Erkrankung muss damit zu den attackenartigen Störungen gezählt werden, wie der Morbus Menière oder die vestibuläre Migräne. Audiologische Symptome fehlen. Der Zusatz „benigne“ bezieht sich auf eine mögliche spontane Besserungstendenz, die vergleichsweise gute Prognose der Erkrankung und das kurzzeitige Auftreten mit Habituation, ohne dass eine andere gravierende Erkrankung zugrunde liegt. Aus gutachterlicher Sicht können vor allem solche Fälle relevant werden, die persistieren, in kürzeren Zeitintervallen immer wieder rezidivieren bzw. therapieresistent sind und somit zu einer Beeinträchtigung des täglichen Lebens oder im Beruf führen. Vor allem bei den traumatisch induzierten Fällen gibt es Hinweise für eine ungünstigere Prognose.

 
  • Literatur

  • 1 Brandt T, Huppert D, Hecht J, Karch C, Strupp M. Benign paroxysmal positioning vertigo: a long-term follow-up (6–17 years) of 125 patients. Acta Otolaryngol 2006; 126: 160-163
  • 2 Brandt T, Steddin S. Current view of the mechanism of benign paroxysmal vertigo: cupulolithiasis or canalolithiasis?. J Vestb Res 1993; 3: 373-382
  • 3 Leitlinie Schwindel-Diagnostik der Deutschen Gesellschaft für Neurologie AWMF-Leitlinien Register 030/017, 4. Überarbeitete Auflage 2008
  • 4 Walther LE. Wiederherstellende Verfahren bei gestörtem Gleichgewicht. Laryngo Rhino Otol 2005; 84 (Suppl. 01) 70-91
  • 5 Reker U, Frese KA. Objective criteria for expert assessment of vestibular vertigo. Laryngorhinootologie 1998; 77: 179-184
  • 6 von Brevern M, Schmidt T, Schönfeld U, Lempert T, Clarke AH. Utrikular dysfunction in patients with benign paroxysmal positional vertigo. Otol Neurotol 2006; 27: 92-96
  • 7 Brusis T. Aus der Gutachtenpraxis: Commotio labyrinthi vestibularis (Schädigung der Otolithenorgane nach heftigem Aufprall auf die rechte Körperseite). Laryngo-Rhino-Otologie 2009; 88: 191-193
  • 8 Büki B, Simon L, Garab S, Lundberg YW, Jünger H, Straumann D. Sitting-up vertigo and trunk retropulsion in patients with benign positional vertigo but without positional nystagmus. J Neurol Neurosurg Psychiatry 2011; 82: 98-104
  • 9 Walther LE, Westhofen M. Presbyvertigo-aging of otoconia and vestibular sensory cells. J Vestib Res 2007; 17: 89-92
  • 10 Guo X, Ye F, Zhang Z, Li Y, Yang X. Posttraumatic benign paroxysmal positional vertigo: analysis of 23 cases. Lin Chung Er Bi Yan Hou Tou Jing Wai Ke Za Zhi 2010; 24: 738-739