Klin Monbl Augenheilkd 2023; 240(02): 158-162
DOI: 10.1055/a-1976-9570
Klinische Studie

Evaluation der Nutzung von intraoperativer OCT im operativen Alltag: ein 2-Jahres-Vergleich

Artikel in mehreren Sprachen: deutsch | English
1   Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Düsseldorf, Deutschland
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Sofie Michiels
2   Augenklinik, Universitätsklinikum Freiburg, Deutschland
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Theo Seiler
1   Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Düsseldorf, Deutschland
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Johannes Menzel-Severing
1   Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Düsseldorf, Deutschland
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Christoph Holtmann
1   Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Düsseldorf, Deutschland
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Kistina Spaniol
1   Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Düsseldorf, Deutschland
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Maria Borrelli
1   Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Düsseldorf, Deutschland
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Stefan Schrader
3   Augenklinik, Pius-Hospital Oldenburg, Deutschland
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Rainer Guthoff
1   Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Düsseldorf, Deutschland
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Gerd Geerling
1   Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Düsseldorf, Deutschland
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Zusammenfassung

Hintergrund Im Verlauf der letzten Jahre werden zunehmend mehr OP-Mikroskope mit OCT-Modul (intraoperatives OCT, iOCT) verfügbar, die in Echtzeit hochauflösende Aufnahmen des OP-Situs liefern. Nachdem eine Erhebung 2018 an unserer Klinik nur in 2,4% aller Operationen einen intraoperativen Zusatznutzen der iOCT ergab, der Hersteller aber die Hardware und Software überarbeitet hat, führten wir erneut eine Nutzenanalyse der Technologie durch.

Material und Methoden Prospektive monozentrische Analyse zu Einsatz und Anwenderfreundlichkeit eines EnFocus Ultra-Deep OCT (Leica Microsystems) über einen Zeitraum von 25 (2018) bzw. 20 Werktagen (2021). Anhand eines standardisierten Fragebogens wurde die Verwendung der iOCT auf den OP-Verlauf durch die Operateure bewertet.

Ergebnisse 2018 wurden über einen Zeitraum von 25 Tagen 118 Operationen und 2021 über 20 Tage 92 Operationen durchgeführt. 2018 wurde die iOCT-Funktion in 24,6% und 2021 in 48,9% aller Eingriffe eingesetzt, wobei sich in beiden Jahren die iOCT nach Einschätzung durch die Operateure in 2,4% bzw. 3,3% als „entscheidend“ für den OP-Verlauf erwies. Hierbei handelte es sich um Operationen, bei denen der intraokulare Einblick limitiert war, wie z. B. bei dekompensierter Hornhaut, Glaskörperblutung oder nach Voroperationen wie z. B. nach perforierender Keratoplastik.

Schlussfolgerung Durch die Weiterentwicklung der Nutzeroberfläche wurde eine Verbesserung der Bedienbarkeit erzielt und das iOCT deutlich häufiger verwendet. Die iOCT erwies sich in vergleichbar wenigen Operationen, insbesondere bei komplexen Ausgangslagen, als verlaufsentscheidend.

Fazitbox

Bereits bekannt:

  • Über die hohe Wertigkeit und den Nutzen der intraoperativen OCT (iOCT) sowohl bei Vorder- als auch bei Hinterabschnittsoperationen wurde bereits mehrfach berichtet.

  • Bislang ist jedoch unklar, in welchem Ausmaß dies im klinischen Alltag als wirklich nutzbringend und damit die hochpreisige Investition (6-stelliger Eurobetrag) als lohnend zu bewerten ist.

  • Wir führten eine Nutzerevaluation mit identischem Studiendesign wie 2018 durch, wobei jedoch ein Nachfolgemikroskop mit veränderter Software und Hardware eingesetzt wurde.

Neu beschrieben:

  • Die iOCT bietet Operateuren insbesondere in komplexen OP-Situationen (besonders bei schlechtem Einblick) im Vergleich zur alleinigen Betrachtung durch das klassische, koaxiale Mikroskop eine ergänzende Visualisierung.

  • Durch die Weiterentwicklung der Nutzeroberfläche wurde eine Verbesserung der Bedienbarkeit erzielt und die iOCT deutlich häufiger verwendet. Die iOCT erwies sich aber in vergleichbar wenigen Operationen als verlaufsentscheidend.

Conclusion Box

Already known:

  • There have already been multiple reports on the great value and benefits of OCT (iOCT) in both anterior and posterior segment operations.

  • However, to date it is unclear to what extent this technology is beneficial in the everyday clinical setting, and whether it justifies the considerable investment required (the price in euros runs to six figures).

  • We performed a user evaluation using the same study design as in 2018, but with a more recent microscope model that had different software and hardware.

Newly described:

  • Especially in complex surgical situations (i.e. those with a poor view of the surgical site), iOCT offers surgeons enhanced visualization compared to what they can see using a conventional coaxial microscope.

  • Further development of the user interface has made this technology more user friendly, clearly resulting in more frequent use of iOCT. However, the iOCT proved to be crucial to the surgical procedure in a comparably small number of cases.



Publikationsverlauf

Eingereicht: 17. Juli 2022

Angenommen: 06. November 2022

Artikel online veröffentlicht:
12. Januar 2023

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