Klin Monbl Augenheilkd 2022; 239(08): 960-970
DOI: 10.1055/a-1896-0738
Übersicht

Update Biometrie und Linsenberechnung – ein Review zu Grundlagen und neuen Entwicklungen

Article in several languages: deutsch | English
1   IROC, Institut für Refraktive und Ophthalmo-Chirurgie, Zürich, Schweiz
2   Abteilung für Augenheilkunde und Optometrie, Johannes Kepler Universität Linz, Österreich
3   Institut für Experimentelle Ophthalmologie, Universität des Saarlandes, Homburg/Saar, Deutschland
,
Thomas Kohnen
4   Klinik für Augenheilkunde, Goethe-Universität, Frankfurt, Deutschland
,
Marina Casazza
2   Abteilung für Augenheilkunde und Optometrie, Johannes Kepler Universität Linz, Österreich
,
Michael Heath
5   College of Medicine, University of Oklahoma, Norman, Oklahoma, United States
,
6   University of Oklahoma, Dean McGee Eye Institute, Oklahoma City, Oklahoma, United States
,
David L. Cooke
7   Great Lakes Eye Care, Saint Joseph, United States
8   Department of Neurology and Ophthalmology, Michigan State University, East Lansing, Michigan, United States
,
Peter Hoffmann
9   Augen- und Laserklinik Castrop-Rauxel, Deutschland
,
Achim Langenbucher
3   Institut für Experimentelle Ophthalmologie, Universität des Saarlandes, Homburg/Saar, Deutschland
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Zusammenfassung

Die gewissenhafte Kunstlinsenberechnung stellt heutzutage einen wichtigen Schritt im Patientenmanagement dar. Neben den klassischen theoretisch-optischen Formeln gibt es eine Vielzahl neuer Ansätze, die zumeist als Internetberechnungsmodul zur Verfügung stehen. Dieses Review hat zum Ziel, die Hintergründe der Kunstlinsenberechnung zu erklären und ein Update über Studienergebnisse mit den neuesten Berechnungsansätzen zu geben. Die optische Biometrie liefert heutzutage die Berechnungsgrundlage für den Einsatz von theoretisch-optischen Formeln, Raytracing aber auch empirischen Ansätzen mit künstlicher Intelligenz. Herstellerangaben zum IOL-Design und der im Rahmen der Qualitätskontrolle erfassten IOL-Stärke könnten speziell bei hohen IOL-Stärken die Berechnung verbessern. Weiteres Verbesserungspotenzial ist bei der Angabe der Achslänge bis zum retinalen Pigmentepithel und Sum-of-Segments-Ansatz mit den heutigen Messdaten möglich. Die Hornhaut kann mit den zur Verfügung stehenden Daten als dicke Linse gerechnet werden. Die Kane-Formel, EVO-2.0-Formel, Castrop-Formel, PEARL-DGS-Formel und die Berechnung mittels OKULIX-Software liefern reproduzierbar gute Ergebnisse bei der Kunstlinsenberechnung. Hiermit können zumindest bei hochselektierten Studienkollektiven exzellente Refraktionsergebnisse mit etwa 80% innerhalb eines absoluten Vorhersagefehlers von 0,50 dpt erzielt werden. Auch die Barrett-Universal-II-Formel erzielt formidable Ergebnisse im normalen und langen Achslängenbereich. Bei Augen mit kurzen Achslängen sollte der Einsatz der Barrett Universal II überdacht werden und eine der zuvor genannten Methoden präferiert werden. Ein Second Eye Refinement kann in diesem Patientengut auch in Verbindung mit den etablierten klassischen Formeln der 3. Generation erwogen werden.



Publication History

Received: 27 June 2022

Accepted: 30 June 2022

Article published online:
16 August 2022

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