Aktuelle Kardiologie 2022; 11(04): 332-338
DOI: 10.1055/a-1788-2461
Kurzübersicht

Krebstherapien und Herzerkrankungen – ein komplexes Wechselspiel

Cancer Treatments and Cardiac Diseases – a Complex Interplay
Christoph Birner
1   Klinik für Innere Medizin I – Kardiologie, Nephrologie, Intern. Intensivmedizin, Klinikum St. Marien Amberg, Amberg, Deutschland (Ringgold ID: RIN9146)
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Zusammenfassung

Mit der zunehmenden Entwicklung hoch effektiver onkologischer Therapien sind nun zahlreiche Krebserkrankungen mit einer deutlich besseren Langzeitprognose assoziiert. Aus diesem Grund ist es zwingend erforderlich, potenzielle kardiotoxische Nebenwirkungen dieser Therapien möglichst frühzeitig zu identifizieren, um das Langzeitüberleben von Krebspatienten nicht durch schwerwiegende, schlimmstenfalls sogar letale kardiovaskuläre Ereignisse zu belasten. Eine wichtige Rolle spielen dabei insbesondere medikamentös induzierte Kardiomyopathien, aber auch Arrhythmien, eine verschlechterte arterielle Hypertonie und arterielle bzw. venöse Thrombosen müssen berücksichtigt werden. Durch adaptierte Ausgangs- und Verlaufsuntersuchungen lassen sich Patienten identifizieren, die ein erhöhtes Risiko für derartige kardiotoxische Ereignisse haben. Auch wenn die Datenlage inkonklusiv ist, scheint es doch kardioprotektive Medikamente zu geben, die in dieser Situation angewandt werden können.

Abstract

Facing the increasing advancement of highly efficient oncological therapies, many cancer entities are now associated with a markedly improved long-term prognosis. It is therefore necessary to identify potential cardiotoxic side effects of these therapies as soon as possible in order to not worsen the otherwise improved prognosis by severe, potentially lethal cardiovascular events. Amongst them, drug-induced cardiomyopathies, arrhythmias, a worsened arterial hypertension and arterial or venous thromboses are of clinical relevance. By applying adapted examinations both at baseline and during the course of oncological therapies, patients at significant risk for developing such cardiotoxic side effects can be identified. Even though evidence is rather ambiguous, there might be some cardioprotective medications, which should be applied in this situation.

Was ist wichtig?
  • Onkologische Therapien können mit schwerwiegenden kardiotoxischen Nebenwirkungen einhergehen, wobei bestimmte Medikamentenklassen mit typischen Effekten assoziiert sein können.

  • Kardiomyopathien spielen dabei eine herausragende Rolle, wobei sich je nach Pathomechanismus 3 Typen unterscheiden lassen. Klassische auslösende Medikamente sind z. B. Anthrazykline, Trastuzumab, Cyclophosphamid oder Immun-Checkpoint-Inhibitoren.

  • Darüber hinaus können onkologische Therapien aber noch vielfältige andere Effekte auf das Herz-Kreislauf-System haben und u. a. Arrhythmien, eine Verschlechterung der arteriellen Hypertonie sowie arterielle bzw. venöse Thrombosen verursachen.

  • Es existieren Risikofaktoren, die das Auftreten kardiotoxischer Ereignisse begünstigen und somit frühzeitig erkannt werden müssen. Mittels Echokardiografie und EKG sowie durch die Bestimmung von Biomarkern können darüber hinaus Patienten mit erhöhtem Risiko identifiziert werden.

  • In vielen Fällen könnte die Gabe von ACE-Hemmern bzw. Sartanen und Betablockern kardioprotektiv wirken.



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Article published online:
08 August 2022

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