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DOI: 10.1055/a-1710-3767
Auswirkung der COVID-19-Pandemie auf die radiologische Bildgebung in Deutschland
Article in several languages: English | deutsch
Zusammenfassung
Ziel Untersuchung der Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Durchführung radiologischer Bildgebung in Deutschland.
Material und Methoden In dieser retrospektiven multizentrischen Studie wurden die durchgeführten CT- und MRT-Bildgebungen 7 deutschlandweiter radiologischer Zentren von Januar bis Dezember 2020 analysiert. Das Untersuchungsvolumen wurde mit dem Vorjahreszeitraum verglichen (Wilcoxon-Mann-Whitney-Test). Die Auswertung der aggregierten Daten erfolgte differenziert nach Modalität, Zuweiser, Körperregion und unter besonderer Berücksichtigung der zeitlichen Pandemieentwicklung. Die Untersuchungszahlen wurden zudem mit der Inzidenz von SARS-CoV-2-positiven Fällen und assoziierten Todesfällen korreliert (Spearman-Test).
Ergebnisse Im Pandemiejahr 2020 wurden insg. 4 % (n = 8314) weniger CT- und MRT-Untersuchungen durchgeführt als im Vorjahr (p < 0,05). Die Differenz ist vornehmlich auf den Zeitraum des harten Lockdowns (Kalenderwoche 12–16, 22. März bis 19. April 2020) zurückzuführen, welcher im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu einem Rückgang der Untersuchungen um 29 % geführt hat (n = 894, p < 0,01). MRT-Untersuchungen waren dabei stärker betroffen als CT-Untersuchungen (36 % vs. 26 %). Der größte Rückgang war mit –38 % (p < 0,01) bei ambulanten Patienten zu verzeichnen und bei Untersuchungen von Wirbelsäule und Extremitäten (–51 % bis –72 %, p < 0,05 bis p < 0,01). Am geringsten tangiert waren Untersuchungen aus den Zentralen Notaufnahmen (–13 %, p < 0,05) sowie CT-Untersuchungen des Thorax (–16 %, p < 0,05). Das Ende des harten Lockdowns ging mit einer sukzessiven Normalisierung des Untersuchungsvolumens auf das Vorjahresniveau einher, die auch mit Beginn der zweiten Pandemiewelle und des milderen Lockdowns am Jahresende anhielt. Der Rückgang der Untersuchungen 2020 korrelierte dabei negativ mit der Inzidenz an SARS-CoV-2-positiven Fällen und assoziierten Todesfällen (r = 0,28 und 0,49; p < 0,05 und p < 0,001).
Schlussfolgerung Die COVID-19-Pandemie in Deutschland führte 2020 temporär zu einem signifikanten Rückgang radiologischer CT- und MRT-Untersuchungen. Nach Ende des ersten Lockdowns im Frühjahr zeigte sich eine rasche Erholung der Untersuchungszahlen mit weitgehender Stabilisierung des Untersuchungsvolumens auf das Vorjahresniveau.
Kernaussagen:
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Die Studie zeigt die pandemiebedingten Veränderungen radiologischer Bildgebung in einer multizentrischen, deutschlandweiten Analyse.
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Im Jahr 2020 kam es während des ersten Lockdowns zu einem temporären quantitativen Rückgang an CT- und MRT-Untersuchungen.
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Mit Beginn der ersten Lockerungen trat eine zügige Normalisierung der Untersuchungsvolumina auf Vorjahresniveau ein, die bis zum Jahresende anhielt.
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Signifikante Nachholeffekte wurden nicht beobachtet.
Zitierweise
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Schmidbauer M, Grenacher L, Juchems MS et al. Impact of the COVID 19 Pandemic on Radiological Imaging in Germany. Fortschr Röntgenstr 2022; 194: 625 – 633
Publication History
Received: 18 August 2021
Accepted: 07 November 2021
Article published online:
28 December 2021
© 2021. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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