Zusammenfassung
(Peri)orbitale Infektionen umfassen ein weites Spektrum vom klinisch häufigen Hordeolum bis zur seltenen, aber bedrohlichen nekrotisierenden Fasziitis. Im ophthalmopathologischen Labor
machen diese Entitäten dennoch einen relativ kleinen Anteil der Diagnosen aus, was vor allem daran liegt, dass (peri)orbitale Infektionen i. d. R. klinisch – ggf. mit Unterstützung der
Radiologie und Mikrobiologie – diagnostiziert werden. In dieser Arbeit wird exemplarisch an einigen Diagnosen die Rolle der ophthalmopathologischen Diagnostik bei (peri)orbitalen Infektionen
aufgezeigt. Das infektiöse Hordeolum sollte vom nicht infektiösen Chalazion differenziert werden. Hinter einer nodulären Lidverdickung, die als Chalazion eingeordnet und behandelt wird, kann
sich eine maligne Neoplasie verbergen. Die Kanalikulitis wird klinisch häufig erst verzögert korrekt diagnostiziert und behandelt. Histologisch können hier sowohl der Erreger Actinomyces als
auch Dakryolithen dargestellt werden. Die nekrotisierende Fasziitis ist eine fulminant verlaufende Infektion der Faszien und kann zu Nekrosen und reduziertem Allgemeinzustand bis hin zu
Sepsis und Tod führen. Im Rahmen der SARS-CoV-2-Pandemie kam es vor allem in Indien gehäuft zu Mukormykose-Fällen. Diese Superinfektion wird durch Immunsuppression und Steroideinsatz
begünstigt. Histologisch ist die Mukormykose durch eine Infiltration der Gefäßwände durch die Schimmelpilze gekennzeichnet. Die Ophthalmopathologie kann zur Diagnostik und dem Verständnis
der zugrunde liegenden Pathophysiologie dieser Erkrankungen beitragen.
Schlüsselwörter
Orbita - Infektiologie - Pathologie