Zeitverschiebung

Geht es Ihnen auch so, dass das Leben mit der Pandemie die Zeit verschoben hat? Häufiger denn je sagt man „damals“ und „früher“ und meint damit nicht die eigene Kindheit, sondern die Zeit vor Corona. Meine Tagesstruktur hat sich geändert, der Radius ist kleiner geworden und die Wohnung mehr denn je zur Arbeitsstätte. Ich muss mich dazu aufraffen, Veränderungen zu reflektieren, was überhaupt passiert ist in den letzten zwei Jahren.

„Das Zeitgefühl in der Pandemie unterscheidet sich individuell – wie ist es bei Ihnen?“

Aufraffen, weil alles ähnlich abläuft und die Kontaktmöglichkeiten fehlen. 2021 war ich auf dem virtuellen Ergotherapie-Kongress lite des DVE, ebenso online „in Prag“ beim ENOTHE-/COTEC-Kongress. Tage, die sonst durch Gespräche mit Kolleg*innen wie im Fluge vergingen, verbrachte ich auf meiner Terrasse – einzig Hund und Katze unterhielten sich mit mir über die gehörten Inhalte. Austausch ist immens wichtig, vor allem über Ländergrenzen hinweg: Vivienne Weinand und Ulla Pott berichten ab Seite 46 von dem spannenden Projekt COPILOT und der Möglichkeit eines internationalen Austauschs von zu Hause aus.

Und noch etwas erlebten wir: Psychotherapeut*innen dürfen nun seit einem Jahr auch Heilmittel-Verordnungen ausstellen. Eine großartige Chance für uns und unsere Klient*innen mit psychiatrischen Erkrankungen! Haben Sie bereits Erfahrungen damit gemacht? Ab Seite 10 berichten eine Psychotherapeutin und zwei Ergotherapeutinnen, wie sie diese Neuerung erleben.

Ich bin gespannt, was 2022 für uns bereithält. Jedenfalls wünsche ich uns ein gesundes, entschleunigteres Jahr mit echten Begegnungen, zum Beispiel auf dem ergotag am 30. Januar 2022 in Stuttgart (www.ergotag.de), und eine Zeitwahrnehmung, die sich wieder „richtig“ anfühlt.

Ihre

Nicole Kaldewei

Publication History

Article published online:
04 January 2022