Klin Monbl Augenheilkd 2022; 239(08): 1043-1051
DOI: 10.1055/a-1478-3978
Klinische Studie

Einfluss der Papillengröße auf die Glaukombildgebung

Article in several languages: English | deutsch
Pascal Scheuble
1   Sektion Glaukom, Universitäts-Augenklinik Bonn, Universitätsklinikum Bonn, Deutschland
,
Michael Petrak
1   Sektion Glaukom, Universitäts-Augenklinik Bonn, Universitätsklinikum Bonn, Deutschland
,
Christian Karl Brinkmann
2   Klinik für Augenheilkunde, Dietrich Bonhoeffer Klinikum Neubrandenburg, Deutschland
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Zusammenfassung

Hintergrund Zur Papillenbeurteilung bei Glaukompatienten stehen verschiedene bildgebende Verfahren zur Verfügung. Anatomisch auffällige, große oder kleine Papillen können den Untersucher aber vor Herausforderungen stellen.

Fragestellung Die automatische Quantifizierung der Nervenfaserschicht im Bereich der Bruch-Membran-Öffnung (BMO) in der Spectral-Domain optischen Kohärenztomografie (SD-OCT) ist ein moderner Ansatz in der bildgebenden Glaukomdiagnostik. Die Studie untersucht, inwiefern die Analyse der BMO im Vergleich zum langjährig etablierten Heidelberg Retina Tomograph (HRT) hilft, ein Glaukom bei größenvarianten Papillen zu detektieren.

Methodik Serienuntersuchung an 216 konsekutiven Patienten der Glaukomsprechstunde. Per HRT detektierte Makro- (Ma) und Mikropapillen (Mi) werden mittels BMO-Analyse im SD-OCT untersucht. Das BMO-Areal und die im HRT beurteilte Papillengröße (mm²) werden statistisch korreliert und hinsichtlich Schwere des Gesichtsfelddefektes (MD [dB]) vergleichend untersucht.

Ergebnisse Bei Mikro- bzw. Makropapillen zeigte sich eine nur mäßige statistische Korrelation des BMO-Areals zur quasi funduskopisch beurteilten Papillengröße im HRT (Korrelationskoeffizient r = 0,53; Mi: n = 111, Ma: n = 105). Bei Mikropapillen mit sehr kleinem BMO-Areal (< 1,5 mm2) zeigt sich eine signifikante Tendenz (linearer Trendtest p < 0,05) zu vertieften Gesichtsfeldausfällen (MD < − 5 dB).

Schlussfolgerungen Der SD-OCT-Parameter BMO ermöglicht auch bei größenvarianten Papillen eine Risikoeinschätzung für das Glaukom. BMO-Areal und per HRT beurteilte Papillengröße sind aber nicht direkt korreliert. Kleine Papillen mit kleiner BMO zeigen ein besonderes Risikoprofil zu besonders starken Glaukomschäden.



Publication History

Received: 15 January 2021

Accepted: 23 March 2021

Article published online:
01 July 2021

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