Zusammenfassung
Zielsetzung Im Gegensatz zu hämatologischen Neoplasien im Kindesalter gibt es für Erwachsene
mit diesen Erkrankungen wenige bis keine einheitlichen Nachsorgemuster und dementsprechend
auch keine rational begründeten Nachsorgepläne. Des Weiteren wurden bislang keine
Studien zu den mit der Nachsorge einhergehenden Kosten veröffentlicht. Die vorliegende
Studie dient zur Erfassung des Ressourcenverbrauchs und der damit einhergehenden Kosten
von erwachsenen Patienten.
Methodik Die Daten des Ressourcenverbrauchs wurden 2014 retrospektiv für die letzten 12 Monate
mittels eines standardisierten Fragebogens erfasst. Die Krankheitskosten (direkte
medizinische sowie indirekte Kosten) wurden aus der gesellschaftlichen Perspektive
ermittelt. Das Jahr 2014 dient als Basisjahr für die Berechnung der Preise. Zur Ermittlung
der indirekten Kosten (Erwerbsminderung, Arbeitsunfähigkeit) wurde der Friktionskostenansatz
mit einer Friktionsperiode von 90 Tagen herangezogen. Weiterhin erfolgte ein Vergleich
mit Hilfe des Humankapitalansatzes.
Ergebnisse Insgesamt nahmen 1531 Patienten an der gesundheitsökonomischen Erhebung teil. 89,4 %
der Teilnehmer wiesen im Erfassungszeitraum mindestens einen ambulanten Arztkontakt
auf. 235 Teilnehmern (15,3 %) wurde mindestens ein der Nachsorge zuzuordnendes Medikament
verabreicht. 9,7 % der Studienteilnehmer gaben keinerlei Inanspruchnahme aufgrund
von Nachsorge der Krebserkrankung an. Insgesamt ergaben sich direkte medizinische
Kosten von durchschnittlich ca. 3627 € pro Patient. Die indirekten Krankheitskosten
beliefen sich unter Verwendung des Friktionskostenansatzes auf ca. 165 € pro Patient.
Schlussfolgerung Arzneimittelkosten verursachen mit etwa 60 % den Großteil der direkten Nachsorgekosten
bei Patienten mit hämatologischen Neoplasien. Nach der zugrundeliegenden Erkrankung
aufgeschlüsselt weisen myeloproliferative Erkrankungen mit einem Anteil von fast 60 %
die höchsten Gesamtkosten auf. Unter Verwendung des Friktionskostenansatzes lassen
sich die Nachsorgekosten in 95,7 % direkte Kosten und 4,3 % indirekte Kosten unterteilen.
9,7 % der Studienteilnehmer geben keinerlei Inanspruchnahme aufgrund von Nachsorge
der Krebserkrankung an und scheinen somit komplett durch das Nachsorgesystem zu fallen.
Abstract
Aim Compared to pediatric hematological neoplasms there are no consistent and well-founded
aftercare schemes for adult patients with these diseases. In addition, data about
the cost of aftercare are sparse. The present study determines the use of medical
resources as well as the costs of adult patients with hematological malignancies.
Methods The study was conducted in 2014. The use of medical resources was identified retrospectively
for the past 12 months by a standardized questionnaire. Direct and indirect costs
were ascertained from a social perspective. The price calculation was based on 2014. The
indirect costs were calculated by the friction cost approach with a friction period
of 90 days. Furthermore, the results were compared to the human capital approach.
Results Overall, 1,531 patients participated in the study. 89.4 % of all participants inquired
at least one outpatient physician. 235 participants (15.3 %) received at least one
pharmaceutical that is related to aftercare of hematological neoplasms. 9.7 % of the
included patients negate any resource use due to aftercare. Approximately €3,627 in
direct medical costs were incurred per patient. Using the friction cost approach indirect
costs amount to €165 per patient.
Conclusion Most of the direct costs, i. e. 60 %, were caused by drug costs. Myeloproliferative
diseases account for almost 60 % of total cost. Using the friction cost approach,
aftercare costs can be divided into 95.7 % direct costs and 4.3 % indirect costs.
9.7 % of the included patients negate any resource use due to aftercare and seem to
fall through the system of aftercare.
Schlüsselwörter
Hämatologische Neoplasie - Leukämie - Lymphom - Nachsorge - Kosten
Key words
Hematological neoplasm - leukemia - lymphoma - aftercare - costs