Gesundheitsökonomie & Qualitätsmanagement 2021; 26(04): 207-214
DOI: 10.1055/a-1468-7124
Originalarbeit

Kosten der Nachsorge von Patienten mit hämatologischen Neoplasien

Costs of aftercare due to hematological neoplasms
Laura Hörster
1   Lehrstuhl für Medizinmanagement, Universität Duisburg-Essen
,
Silke Neusser
1   Lehrstuhl für Medizinmanagement, Universität Duisburg-Essen
,
Annika Trautner
1   Lehrstuhl für Medizinmanagement, Universität Duisburg-Essen
,
Kathrin Pahmeier
1   Lehrstuhl für Medizinmanagement, Universität Duisburg-Essen
,
Hildegard Lax
2   Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Universitätsklinikum Essen
,
Anja Merkel-Jens
2   Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Universitätsklinikum Essen
,
Nils Lehmann
2   Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Universitätsklinikum Essen
,
Karl-Heinz Jöckel
2   Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Universitätsklinikum Essen
,
Julia Baum
3   Klinik für Hämatologie, Universitätsklinikum Essen
,
Ulrich Dührsen
3   Klinik für Hämatologie, Universitätsklinikum Essen
,
Jürgen Wasem
1   Lehrstuhl für Medizinmanagement, Universität Duisburg-Essen
,
Anja Neumann
1   Lehrstuhl für Medizinmanagement, Universität Duisburg-Essen
› Author Affiliations
Finanzierung Die Studie wurde gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Förderkennzeichen: 01GY1341.

Zusammenfassung

Zielsetzung Im Gegensatz zu hämatologischen Neoplasien im Kindesalter gibt es für Erwachsene mit diesen Erkrankungen wenige bis keine einheitlichen Nachsorgemuster und dementsprechend auch keine rational begründeten Nachsorgepläne. Des Weiteren wurden bislang keine Studien zu den mit der Nachsorge einhergehenden Kosten veröffentlicht. Die vorliegende Studie dient zur Erfassung des Ressourcenverbrauchs und der damit einhergehenden Kosten von erwachsenen Patienten.

Methodik Die Daten des Ressourcenverbrauchs wurden 2014 retrospektiv für die letzten 12 Monate mittels eines standardisierten Fragebogens erfasst. Die Krankheitskosten (direkte medizinische sowie indirekte Kosten) wurden aus der gesellschaftlichen Perspektive ermittelt. Das Jahr 2014 dient als Basisjahr für die Berechnung der Preise. Zur Ermittlung der indirekten Kosten (Erwerbsminderung, Arbeitsunfähigkeit) wurde der Friktionskostenansatz mit einer Friktionsperiode von 90 Tagen herangezogen. Weiterhin erfolgte ein Vergleich mit Hilfe des Humankapitalansatzes.

Ergebnisse Insgesamt nahmen 1531 Patienten an der gesundheitsökonomischen Erhebung teil. 89,4 % der Teilnehmer wiesen im Erfassungszeitraum mindestens einen ambulanten Arztkontakt auf. 235 Teilnehmern (15,3 %) wurde mindestens ein der Nachsorge zuzuordnendes Medikament verabreicht. 9,7 % der Studienteilnehmer gaben keinerlei Inanspruchnahme aufgrund von Nachsorge der Krebserkrankung an. Insgesamt ergaben sich direkte medizinische Kosten von durchschnittlich ca. 3627 € pro Patient. Die indirekten Krankheitskosten beliefen sich unter Verwendung des Friktionskostenansatzes auf ca. 165 € pro Patient.

Schlussfolgerung Arzneimittelkosten verursachen mit etwa 60 % den Großteil der direkten Nachsorgekosten bei Patienten mit hämatologischen Neoplasien. Nach der zugrundeliegenden Erkrankung aufgeschlüsselt weisen myeloproliferative Erkrankungen mit einem Anteil von fast 60 % die höchsten Gesamtkosten auf. Unter Verwendung des Friktionskostenansatzes lassen sich die Nachsorgekosten in 95,7 % direkte Kosten und 4,3 % indirekte Kosten unterteilen. 9,7 % der Studienteilnehmer geben keinerlei Inanspruchnahme aufgrund von Nachsorge der Krebserkrankung an und scheinen somit komplett durch das Nachsorgesystem zu fallen.

Abstract

Aim Compared to pediatric hematological neoplasms there are no consistent and well-founded aftercare schemes for adult patients with these diseases. In addition, data about the cost of aftercare are sparse. The present study determines the use of medical resources as well as the costs of adult patients with hematological malignancies.

Methods The study was conducted in 2014. The use of medical resources was identified retrospectively for the past 12 months by a standardized questionnaire. Direct and indirect costs were ascertained from a social perspective. The price calculation was based on 2014. The indirect costs were calculated by the friction cost approach with a friction period of 90 days. Furthermore, the results were compared to the human capital approach.

Results Overall, 1,531 patients participated in the study. 89.4 % of all participants inquired at least one outpatient physician. 235 participants (15.3 %) received at least one pharmaceutical that is related to aftercare of hematological neoplasms. 9.7 % of the included patients negate any resource use due to aftercare. Approximately €3,627 in direct medical costs were incurred per patient. Using the friction cost approach indirect costs amount to €165 per patient.

Conclusion Most of the direct costs, i. e. 60 %, were caused by drug costs. Myeloproliferative diseases account for almost 60 % of total cost. Using the friction cost approach, aftercare costs can be divided into 95.7 % direct costs and 4.3 % indirect costs. 9.7 % of the included patients negate any resource use due to aftercare and seem to fall through the system of aftercare.



Publication History

Article published online:
23 April 2021

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