Klin Monbl Augenheilkd 2021; 238(06): 688-692
DOI: 10.1055/a-1443-5451
Klinische Studie

OCT-Einsatz für das sterile Spender-Screening in der Hornhautbank

Article in several languages: English | deutsch
1   Department of Ophthalmology, Saarland University Medical Center (UKS), Homburg/Saar, Germany
,
Loïc Hamon
1   Department of Ophthalmology, Saarland University Medical Center (UKS), Homburg/Saar, Germany
,
Stephanie Mäurer
2   Institute of Experimental Ophthalmology, Saarland University, Homburg/Saar, Germany
,
Achim Langenbucher
2   Institute of Experimental Ophthalmology, Saarland University, Homburg/Saar, Germany
,
1   Department of Ophthalmology, Saarland University Medical Center (UKS), Homburg/Saar, Germany
› Author Affiliations

Zusammenfassung

Hintergrund und Ziel Die sterile Spendertomografie ermöglicht die Erkennung von Hornhautgeweben mit refraktiven Anomalien. Ziel dieser Studie war es, die Krümmungs- und Dickenwerte von Spenderhornhäuten zur Selektionsunterstützung in der Hornhautbank zu bestimmen.

Methoden Vermessungen von 704 Spenderhornhäuten (Klaus-Faber-Zentrum für Hornhauterkrankungen inkl. LIONS Hornhautbank Saar-Lor-Lux, Trier/Westpfalz, in Homburg/Saar) wurden mithilfe des optischen Kohärenztomografen des vorderen Augenabschnittes (VAA-OCT) CASIA 2 (Tomey Corp., Nagoya, Japan) durchgeführt. Messungen der Spenderhornhäute erfolgten durch ihre Zellkulturflasche, die in einer mit 3D-Drucker (Ultimaker 2 Go, Ultimaker B. V., Geldermalsen, Niederlande) hergestellten Halterung auf die Kinnstütze des VAA-OCT positioniert wurde, nach Umstellung des Hornhautgewebes in Medium II (mit 6% Dextran T-500). Die vermessenen Rohdaten wurden in MATLAB (The MathWorks Inc., Natick, Massachusetts, USA) analysiert und verarbeitet, woraufhin die Brechkraft im steilen und flachen Meridian der Vorder- und Rückfläche sowie die zentrale Hornhautdicke der Spenderhornhaut bestimmt wurden. Ergebniswerte werden als Mittelwert x̅ ± Standardabweichung SD angegeben.

Ergebnisse Die Brechkraft des steilen/flachen Meridians der Vorderfläche betrug 45,4 ± 1,8 dpt/44,0 ± 1,3 dpt, die entsprechenden Werte für die Rückfläche waren − 6,2 ± 0,3 dpt/− 5,9 ± 0,2 dpt. Die mittlere zentrale Hornhautdicke betrug 616,3 ± 85,1 µm. Jenseits x̅ ± 2 SD/x̅ ± 3 SD wiesen von den 704 (100%) gemessenen Spendergeweben 590 (83,8%)/670 (95,2%) Spenderhornhäute unter den 5 untersuchten Parametern keine Anomalie auf. 72 (10,3%)/23 (3,3%) Spenderhornhäute wiesen nur 1 Anomalie, 26 (3,7%)/10 (1,4%) 2 Anomalien, 10 (1,4%)/1 (0,1%) 3 Anomalien, 5 (0,7%)/0 (0,0%) 4 Anomalien und 1 (0,1%)/0 (0,0%) 5 Anomalien auf.

Schlussfolgerungen Das VAA-OCT bietet eine objektive und sterile Screeningmethode zur Identifikation von Hornhautgewebe mit Krümmungsanomalien, um die Spenderauswahl in der Hornhautbank weiter zu optimieren. Um postoperative refraktive Überraschungen zu vermeiden, sollten Spenderhornhäute mit einer > ± 3 SD vom Mittelwert abweichenden Gesamtbrechkraft idealerweise nicht für eine perforierende oder anteriore lamelläre Keratoplastik verwendet werden. Diese Gewebe können jedoch für eine hintere lamelläre Keratoplastik wie die DMEK oder DSAEK geeignet sein. In Zukunft könnte die sterile Spendertomografie Folgendes ermöglichen: (1) die Harmonisierung von Spender- und Empfängertomografie, wodurch der Restastigmatismus für ein bestimmtes Spender-Empfänger-Paar minimiert werden kann; und (2) die Verbesserung der Kunstlinsenberechnung bei klassischer Triple Procedure durch die Regressionsanalyse zwischen prä- und postoperativer Gesamtbrechkraft des Spenderhornhautgewebes.



Publication History

Received: 10 January 2021

Accepted: 20 February 2021

Article published online:
22 June 2021

© 2021. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany