Klin Monbl Augenheilkd 2021; 238(09): 962-970
DOI: 10.1055/a-1402-7592
Übersicht

Ischämische Aderhauterkrankungen

Article in several languages: English | deutsch
Teresa Barth
Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Regensburg, Deutschland
,
Horst Helbig
Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Regensburg, Deutschland
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Zusammenfassung

Einleitung Ischämische Aderhauterkrankungen sind ein unterdiagnostiziertes Krankheitsbild. Die klinischen Zeichen bei chorioidalen Gefäßverschlüssen unterscheiden sich in Abhängigkeit von der Größe und der Lokalisation der betroffenen vaskulären Strukturen.

Klinische Manifestation Beim Verschluss der langen posterioren Ziliararterien werden charakteristische trianguläre Aderhautinfarkte (Amalric-Zeichen) beobachtet, die im Verlauf in eine gut abgegrenzte areoläre Atrophie des retinalen Pigmentepithels übergehen und dann als pigmentierte, gruppierte Linien über verschlossenen Aderhautgefäßen erscheinen (Siegrist-Streifen). Die sog. Elschnig-Flecken als multifokale, gelbliche Läsionen am hinteren Pol finden sich bei der Infarzierung kleinerer Arteriolen und kapillärer Aderhautgefäße. Die Thrombosen der Vortexvenen manifestieren sich meist als exsudativ-hämorrhagische Aderhautprominenz in der Peripherie.

Ursachen der Aderhautischämie Neben der arteriellen Hypertonie als wesentlichem Risikofaktor sind auch immunologische Systemerkrankungen wie die Riesenzellarteriitis oder der systemische Lupus erythematodes sowie hämatologische Pathologien ätiologisch für das Auftreten von Aderhautischämien bedeutsam. Zudem treten chorioidale Perfusionsstörungen bei lokalen Aderhautentzündungen wie der akuten posterioren multifokalen plakoiden Pigmentepitheliopathie (APMPPE). Selten kann auch eine iatrogen oder medikamentös bedingte Aderhautischämie vorliegen. Durch Fortschritte bei den bildgebenden Verfahren wie die Einführung der Enhanced-Depth-Imaging-Technik bei der optischen Kohärenztomografie (EDI-OCT) und die OCT-Angiografie (OCT-A) wurde die Darstellbarkeit der chorioidalen Perfusion ergänzend zu den klassischen angiografischen Untersuchungen in den letzten Jahren deutlich optimiert. Hierbei wurden auch bei der altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) und beim Diabetes mellitus Anzeichen für eine chorioidale Perfusionsstörung und veränderte Aderhautstruktur gefunden. Während bei der AMD das Ausmaß der chorioidalen Veränderungen mit der Progression und der funktionellen Prognose zu korrelieren scheint, ist der pathophysiologische Zusammenhang zwischen diabetischer Chorioidopathie und Retinopathie derzeit unklar.

Management und Schlussfolgerung Aufgrund der eingeschränkten Therapiemöglichkeiten bei Aderhautischämie sind die Optimierung des kardiovaskulären Risikoprofils und das Management begleitender Augen- oder Systemerkrankungen essenziell.



Publication History

Received: 28 February 2021

Accepted: 05 June 2021

Article published online:
20 August 2021

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