Klin Monbl Augenheilkd 2021; 238(03): 319-331
DOI: 10.1055/a-1305-8031
CME-Fortbildung

Grundlagen der praktischen Kontaktlinsenanpassung. Teil 1

Materialien, Einsatzbereiche und Unterschiede in der Optik im Vergleich zur BrilleBasics of Practical Contact Lens Fitting (Part 1: Materials, Indications and Differences in Optics Compared to Glasses)
Bettina von Livonius
,
Ralf Emminger
,
Theresia Ring-Mangold

Zusammenfassung

Auch wenn sich die Optionen der refraktiven Therapien in den letzten Jahren erheblich weiterentwickelt haben und viele Sehfehler mittlerweile chirurgisch oder mittels Laser korrigiert werden, haben Kontaktlinsen neben der Brille nach wie vor ihre Daseinsberechtigung. Sowohl im Lifestyle-Bereich als auch in den medizinisch indizierten Fällen stellen Kontaktlinsen als nicht operatives und einfach reversibles Verfahren nach wie vor eine sehr gute Option zur visuellen Rehabilitation dar.

Abstract

The great potential of contact lenses for improving vision in all forms of corneal irregularities, e. g. keratoconus, after keratoplasty, after keratitis, is in danger of being forgotten. Especially by the younger generation of ophthalmologists and opticians there is a risk that the skill of fitting contact lenses professionally will be lost. There are many situations in which the practicing ophthalmologist should recognize that the contact lens can be a useful option for the visual rehabilitation of his patient. In this article, we provide a summary of “The basics of practical contact lens fitting”. The first part is about materials, fields of application and differences in optics compared to glasses.

Kernaussagen
  • Hydrogele Kontaktlinsen sind ideal, wenn die Brille im Prinzip gut funktioniert, in manchen Situationen aber stört und der Wunsch besteht nur gelegentlich Kontaktlinsen tragen zu wollen (Freizeit, Sport).

  • Formstabile Kontaktlinsen sind sinnvoll, wenn Hornhautirregularitäten oder hohe Fehlsichtigkeiten ausgeglichen werden sollen.

  • Wegen der besseren Langzeitverträglichkeit sollte bei dem Wunsch nach täglichem Tragen immer ein Trageversuch mit formstabilen Linsen unternommen werden.

  • Bei hydrogelen Kontaktlinsen stellt neben der hohen Sauerstoffdurchlässigkeit die Steifigkeit (Modulus) einen entscheidenden Faktor für die gute Langzeitverträglichkeit dar. Materialien mit geringem Modulus schmiegen sich besser an die Kontur der Hornhaut bzw. Sklera an und führen zu geringer mechanischer Reizung der tarsalen Bindehaut.

  • Die optische Wirkung von Kontaktlinse und Brille unterscheidet sich in Stärke, Vergrößerungswirkung und Akkommodationsaufwand bei höheren Dioptrienzahlen erheblich.

  • Beim Hyperopen gilt für die Kontaktlinse bei gleicher Korrektion wie mit Brille: Die Wirkung ist stärker, die Vergrößerungswirkung kleiner und der Akkommodationsaufwand geringer.

  • Beim Myopen gilt für die Kontaktlinse bei gleicher Korrektion wie mit Brille: Die Wirkung ist geringer, die Verkleinerungswirkung kleiner und der Akkommodationsaufwand höher.



Publication History

Article published online:
16 February 2021

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