Zusammenfassung
Ziel Gegenstand der Studie war es, den Nutzen einer thorakalen, computertomografisch gestützten
Sympathikolyse (CTSy) bei Patienten mit einer primären fokalen Hyperhidrose der Hände
zu evaluieren. Des Weiteren sollte der Einfluss von Menge und Verteilung des applizierten
Sympathikolytikums beurteilt werden.
Patienten und Methoden Retrospektiv wurden 78 Patienten (13 (16,7 %) Männer, mittleres Alter 31,2 ± 9 Jahre,
und 65 (83,3 %) Frauen, mittleres Alter 34,2 ± 12 Jahre), die mittels CTSy behandelt
wurden, in die Studie inkludiert. Die Indikation zur Behandlung war eine primär fokale
Hyperhidrosis palmaris Grad II und Grad III nach Ausschöpfen aller konservativen Behandlungsmöglichkeiten
und weiterhin bestehender hoher Leidensdruck. Die CTSy erfolgte nach Festlegung der
Eingangsebene in Höhe des Zwischenwirbelraums BWK 2/3 über einen dorsolateralen Zugangsweg
mittels einer 22G-Koaxialnadel. Es wurden durchschnittlich 5 (2–10) ml eines Sympathikolytikumgemisches
(10 ml bestehend aus 8 ml 96 %igem Alkohol, 1,6 ml 0,5 %igem Carbostesin und 0,4 ml
0,9 %iger NaCl-Lösung mit KM-Beimengungen) installiert. Das Verteilungsvolumen des
Sympathikolytikums wurde im postinterventionellen CT-Schnittbild in kraniokaudaler
Richtung ausgemessen. Die Patienten evaluierten präinterventionell, 2 Tage postinterventionell,
6 sowie 12 Monate nach der Intervention das Beschwerdeempfinden anhand eines Dermatology
Quality of Life Index (DLQI) sowie der aufgetretenen Nebenwirkungen.
Ergebnisse Die technische Erfolgsrate der CTSy lag bei 100 %. Es traten keine Major-Komplikationen
auf. Die durchgeführten Interventionen führten zu einem signifikanten Rückgang (p < 0,001)
des präinterventionellen Beschwerdeempfindens 2 Tage, 6 und 12 Monate postinterventionell
nach CTSy. Als häufigste Nebenwirkung gaben 16/78 (20,5 %) Patienten im Verlauf ein
kompensatorisches Schwitzen am Rücken an. Bei all diesen Patienten lag das Sympathikolytikumvolumen
unter 5 ml, das Sympathikolytikum überschritt in keinem Fall die Grundplatte von BWK
3 nach kaudal. Kein kompensatorisches Schwitzen am Rücken zeigte sich bei 5/78 (6,4 %)
Patienten, hier lag das Sympathikolytikumvolumen über 5 ml und dehnte sich deutlich
nach kaudal unterhalb der Grundplatte von BWK 3 aus.
Eine passagere Miosis und temporäre Ptosis fand sich bei 8/78 (10,3 %) Patienten.
Bei all diesen Patienten lag das Sympathikolytikumvolumen über 5 ml und dehnte sich
deutlich nach kranial oberhalb der Deckplatte von BWK 2 aus. Ein leichtes bis mäßiges
Rezidivschwitzen entwickelte sich bei 35/78 (44,9 %) Patienten, deutlicher bei applizierten
Volumina des Sympathikolytikums unter 5 ml und links etwas ausgeprägter als rechts.
Bei einer insgesamt hohen Zufriedenheit würden 71/78 (91,0 %) Patienten die Intervention
wieder durchführen lassen.
Schlussfolgerung Die CTSy stellt für Patienten mit primärer fokaler Hyperhidrosis palmaris eine nebenwirkungsarme
Therapieoption mit gutem Benefit dar. Die Menge und die räumliche Verteilung des Sympathikolytikums
haben einen Einfluss auf den therapeutischen Effekt und die Nebenwirkungen.
Kernaussagen:
Die CT-gestützte thorakale Sympathikolyse ist ein minimalinvasives, komplikationsarmes
Therapieverfahren zur Behandlung von schweren Formen einer primären Hyperhidrosis
palmaris.
Die CT-gestützte thorakale Sympathikolyse kann in der Regel ambulant durchgeführt
werden.
Die Menge und lokale Verteilung des Sympathikolytikums beeinflussen den Therapieeffekt
und die Nebenwirkungen.
Zitierweise
Andresen J, Scheer F, Schlöricke E et al. CT-assisted thoracic sympathicolysis for
therapy of primary hyperhidrosis palmaris-retrospective analysis of the influence
of the amount and position of the sympathetic agent on the therapeutic outcome and
side effects. Fortschr Röntgenstr 2021; 193: 574 – 581
Key words CT-guided thoracic sympathicolysis - minimally invasive therapy - primary palmar hyperhidrosis
- sympathicolytic agent