Klin Monbl Augenheilkd 2020; 237(09): 1117-1123
DOI: 10.1055/a-1214-3875
Klinische Studie

Nicht invasiver Belastungstest zur Funktionsprüfung von mikroinvasiven Glaukomdrainage-Implantaten und Laserchirurgie

Article in several languages: English | deutsch
Dimitrios Karachalios
1   Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Universitätsmedizin Rostock
,
Rudolf F. Guthoff
1   Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Universitätsmedizin Rostock
,
Günther Kundt
2   Institut für Biostatistik und Informatik in Medizin und Alternsforschung, Universitätsmedizin Rostock
,
Frank Thiesen
2   Institut für Biostatistik und Informatik in Medizin und Alternsforschung, Universitätsmedizin Rostock
,
Franziska Kopp
3   Institut für Physik, Universität Rostock
,
4   Institute for ImplantTechnology and Biomaterials e. V., Rostock-Warnemünde
,
Anita Koschmieder
1   Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Universitätsmedizin Rostock
,
Anselm Jünemann
1   Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Universitätsmedizin Rostock
,
Thomas Stahnke
1   Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Universitätsmedizin Rostock
› Author Affiliations

Zusammenfassung

Hintergrund Das Glaukom ist eine der häufigsten Erblindungsursachen weltweit. Die einzige evidenzbasierte Behandlungsstrategie, welche die Progression eines Glaukoms aufhalten kann, ist die medikamentöse oder operative Senkung des Intraokulardrucks (IOD). In den letzten Jahren sind zahlreiche mikroinvasive glaukomchirurgische Eingriffe (MIGS) entwickelt worden, um den IOD bei Glaukompatienten zu senken. Bisher werden MIGS ausschließlich nach dem postoperativ erreichten IOD und der Anzahl weiterhin verwendeter Medikamente beurteilt. Langzeitstudien sind in den meisten Fällen nicht verfügbar. Um die Funktionalität der MIGS-Eingriffe standardisiert zu untersuchen, wurde eine neue Untersuchungsmethode mithilfe eines modifizierten Okulopressors entwickelt. In dieser Studie wird die Wirksamkeit verschiedener MIGS mithilfe dieses Okulopressors beurteilt.

Material/Methoden Zunächst wurden Glaukompatienten nach einem MIGS-Eingriff (iStent inject, XEN Stent, ELT) mit dem neuen Okulopressionstest untersucht. Ihre Ergebnisse wurden mit denen von gesunden Probanden und nicht operierten Patienten verglichen. Insgesamt wurden 38 gesunde Probanden (Gruppe 1), 10 nicht operierte Patienten (Gruppe 2), 19 Patienten nach iStent-inject-Implantation (Gruppe 3) und 14 Patienten nach XEN-Stent-Implantation (Gruppe 4) sowie 5 Patienten nach ELT (Gruppe 5) untersucht. Der neue Test misst den IOD-Abfall nach Okulopression und kann als eine indirekte Messung der Abflussleichtigkeit des Kammerwassers betrachtet werden.

Ergebnisse Der gemessene IOD-Abfall nach Okulopression war unterschiedlich stark in den verschiedenen Gruppen ausgeprägt. Nicht operierte Patienten zeigten einen geringeren IOD-Abfall (− 4,9 ± 1,6 mmHg) im Vergleich zu gesunden Probanden (− 6,6 ± 2,1 mmHg). Bei Patienten nach iStent-inject- und XEN-Stent-Implantation war der IOD-Abfall größer als bei nicht operierten Patienten und ihre Werte näherten sich den Werten der gesunden Probanden an. Zudem verwendeten iStent-inject- und XEN-Stent-Patienten postoperativ signifikant weniger drucksenkende Medikamente im Vergleich zu nicht operierten Patienten. Patienten nach ELT zeigten postoperativ im Vergleich zu iStent-inject- und XEN-Stent-Patienten einen deutlich geringeren IOD-Abfall nach Okulopression.

Schlussfolgerung Die MIGS können die Abflussleichtigkeit bei Glaukompatienten steigern, wobei die ELT den geringsten Effekt der analysierten Verfahren bewirkte. Der neue Test kann in der Beurteilung bestehender und Weiterentwicklung neuer MIGS-Operationen behilflich sein.



Publication History

Received: 07 February 2020

Accepted: 01 July 2020

Article published online:
23 September 2020

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