Gesundheitswesen 2021; 83(11): 946-950
DOI: 10.1055/a-1205-0779
Originalarbeit

Aufgeklärte Mitarbeiter/innen – Die informierte Einwilligung als ethische Orientierung für Verhaltensprävention im betrieblichen Kontext

Informed Employees – Informed Consent as Ethical Guidance for Behavioural Prevention in the Corporate Context
Eva Kuhn
1   Fakultät für Medizin, Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, Technische Universität München, München
,
Sebastian Müller
2   Lehrstuhl für Praktische Philosophie, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Kiel
,
Ludger Heidbrink
2   Lehrstuhl für Praktische Philosophie, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Kiel
,
Alena Buyx
1   Fakultät für Medizin, Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, Technische Universität München, München
› Institutsangaben
Preview

Zusammenfassung

Hintergrund und Methode Menschen haben in allen Lebensbereichen ein Recht auf körperliche und geistige Unversehrtheit und darauf, in Gesundheitsfragen autonom und informiert entscheiden zu können. Um dies zu gewährleisten, ist die informierte Einwilligung in der Medizin seit Jahren ethisch-rechtlicher ‚Goldstandard‘. Die Anmeldung zu Maßnahmen der Verhaltensprävention läuft hingegen bislang vorwiegend über Formulare, die lediglich dem Datenschutz besondere Aufmerksamkeit widmen, ohne eine informierte Einwilligung zukünftiger Teilnehmer/innen gesondert in den Blick zu nehmen. Der Beitrag zeigt die ethischen Herausforderungen auf, die sich bei der Zustimmung Beschäftigter zu gesundheitsförderlichen Maßnahmen stellen. Daran schließt sich eine theoretische Analyse der Übertragbarkeit des medizinethischen Instruments der informierten Einwilligung auf die betriebliche Verhaltensprävention an.

Ergebnisse Die informierte Einwilligung lässt sich in angepasster Form auf den betrieblichen Kontext übertragen. Besonderes Augenmerk ist dabei nicht nur auf den Umgang mit gesundheitsbezogenen Daten zu legen, sondern auch auf die angemessene Weitergabe der wesentlichen Informationen sowie die Freiwilligkeit der Teilnahme.

Schlussfolgerungen Die abgewandelte Form der informierten Einwilligung in der Verhaltensprävention sollte zu einem Kriterienraster weiterentwickelt werden, welches konkrete Bedingungen für die Anwendung der informierten Einwilligung auf einzelne verhaltenspräventive Maßnahmen absteckt.

Abstract

Background and Method People have a right to physical and mental integrity in all spheres of life. They also have the right to autonomous actions and informed decisions regarding their health. To ensure this, informed consent has been the ethico-legal gold standard in medicine for some years now. The registration for measures of behavioural prevention, in contrast, is mainly conducted through forms focussing on data protection, with little attention to full informed consent of future participants. In this article, we discuss the ethical challenges that arise when employees consent to health-promoting measures. We then examine whether the instrument of informed consent can be translated to the context of behavioural prevention.

Results Informed consent can be transferred to the corporate context in an altered version. Of particular importance is not only the handling of health-related data, but also the appropriate disclosure of all essential information as well as voluntary participation.

Conclusions The adjusted version of informed consent in behavioural prevention ought to be developed further, resulting in a matrix of criteria that define conditions under which the informed consent can be applied to single measures of behavioural prevention.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
21. Juli 2020

© 2020. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany