Pädiatrie up2date 2020; 15(03): 219-234
DOI: 10.1055/a-0903-5269
Entwicklung

Stotternde Kinder und Jugendliche in der kinder- und jugendärztlichen Praxis

Robert Richter
,
Sabine Mühlbauer
,
Claudia Walther

Die Redeflussstörung Stottern betrifft ungefähr 5% aller Kinder, von denen ca. 20% ein persistierendes Stottern entwickeln. Im vorliegenden Beitrag werden relevante theoretische Hintergrundinformationen und praktische Hilfen aufgezeigt, um eine gezielte und effiziente Versorgung stotternder PatientInnen in der kinder- und jugendärztlichen Praxis zu gewährleisten. Dabei werden anhand von Fallbeispielen typische Entscheidungswege skizziert.

Kernaussagen
  • Stottern ist kein normaler Abschnitt in der kindlichen Sprachentwicklung.

  • Beim Stottern unterscheidet man Kern- und Begleitsymptome. Begleitsymptome entstehen in dem Versuch, das Stotterereignis zu überwinden oder zu vermeiden.

  • Bei 60 – 80% der stotternden Kinder tritt eine vollständige Remission des Stotterns ein.

  • Stottern ist genetisch veranlagt. Eltern tragen keine Schuld am Entstehen des Stotterns.

  • Die Remissionswahrscheinlichkeit ist besonders im ersten Jahr nach Beginn hoch und kann durch eine frühzeitige Beratung der Eltern und ggf. Intervention unterstützt werden.

  • Eltern, die unsicher und besorgt mit dem Stottern ihres Kindes umgehen, können negative Reaktionen des Kindes verstärken und so letztlich aufrechterhaltend auf Stottern wirken.

  • Um zu entscheiden, ob es sich um ein behandlungsbedürftiges Stottern handelt, müssen relevante Faktoren herangezogen werden.

  • Stottern ist im Rahmen einer qualifizierten Therapie heute gut behandelbar.

  • In der Phase der Adoleszenz muss erfahrungsgemäß sehr sorgsam mit Themen wie Scham, Schuld, Angst, Selbstwert in der Therapie umgegangen werden.

  • Stottertherapie sollte von spezialisierten TherapeutInnen durchgeführt werden.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
01. September 2020

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Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York

 
  • Literatur

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