Nervenheilkunde 2019; 38(04): 184-189
DOI: 10.1055/a-0829-0436
Schwerpunkt
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Integration von Genesungsbegleitern in psychiatrische Behandlungsteams

Studiendesign, Baseline-Daten und erste Ergebnisse einer qualitativ-empirischen Interviewstudie
Jakov Gather
1   LWL-Forschungsinstitut für Seelische Gesundheit, LWL-Universitätsklinikum, Ruhr-Universität Bochum
2   Institut für Medizinische Ethik und Geschichte der Medizin, Ruhr-Universität Bochum
,
Ina Otte
2   Institut für Medizinische Ethik und Geschichte der Medizin, Ruhr-Universität Bochum
,
Anna Werning
1   LWL-Forschungsinstitut für Seelische Gesundheit, LWL-Universitätsklinikum, Ruhr-Universität Bochum
,
Alexa Nossek
2   Institut für Medizinische Ethik und Geschichte der Medizin, Ruhr-Universität Bochum
,
Jochen Vollmann
2   Institut für Medizinische Ethik und Geschichte der Medizin, Ruhr-Universität Bochum
,
Georg Juckel
1   LWL-Forschungsinstitut für Seelische Gesundheit, LWL-Universitätsklinikum, Ruhr-Universität Bochum
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Publication Date:
04 April 2019 (online)

Zusammenfassung

Gegenstand und Ziel Wie können ausgebildete Genesungsbegleiter (GB) in psychiatrische Behandlungsteams in Akutkliniken integriert werden? Welche Rollen und Aufgaben übernehmen sie? Welche Hindernisse treten auf und welche Strategien werden zu ihrer Überwindung entwickelt? Welche spezifischen Fähigkeiten besitzen GB? Welchen Einfluss können sie auf die Anwendung von Zwangsmaßnahmen haben?

Material und Methoden Baseline-Erhebung mittels Kurzfragebögen in 5 psychiatrischen Kliniken des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe. Anschließend qualitativ-empirisches Studiendesign und Auswertung der Daten mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Mayring.

Ergebnisse GB nehmen eine Vielzahl an unterschiedlichen Aufgaben wahr und können im Akutbereich dazu beitragen, Zwangsmaßnahmen vorzubeugen.

Schlussfolgerungen Die Unterstützung durch Ansprechpartner in den Kliniken sowie überregionale Treffen inklusive Supervisionsangebot sind für die Integration hilfreich, da sie Austausch zwischen den GB ermöglichen und Aufgaben- und Rollenfindung erleichtern.

Klinische Relevanz Das Projekt zeigt, wie GB in psychiatrische Behandlungsteams in Akutkliniken integriert werden können und welchen spezifischen Beitrag, u.a. im Hinblick auf eine Reduktion von Zwangsmaßnahmen, sie leisten können.

* geteilte Erstautorenschaft


 
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