Sprache · Stimme · Gehör 2018; 42(04): 158-159
DOI: 10.1055/a-0794-9989
Für Sie gelesen, für Sie gehört
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bilingualität und Erwerbszeitpunkt

Further Information

Publication History

Publication Date:
14 December 2018 (online)

Es ist anzunehmen, dass der häufige Gebrauch von 2 (oder mehreren) Sprachen die Entwicklung kognitiver und linguistischer Fähigkeiten (positiv oder negativ) beeinflusst. Gegenüber möglichen kognitiven Vorteilen durch Bilingualität (z. B. höhere exekutive Kontrolle, Konfliktlösung; s. [1]) gilt der kleinere Wortschatzumfang in jeder Sprache bei bilingualen Erwachsenen immer noch als ausgemacht. Wie aber Bilingualität erworben wird, könnte sich auf das lexikalische Verhalten auswirken. In den meisten Studien wird gerade nicht danach differenziert, ob es sich um simultan bilingual aufwachsende Personen handelte oder um solche, die erst eine Sprache (L1; L = Language) und hiernach (ca. ab dem 3. Altersjahr) auf natürlichem Weg eine weitere Sprache (L2) gelernt haben, und solchen, die die sukzessiv erworbene L2 monolingual gebrauchten.

Fazit

Ein kleinerer Wortschatzumfang bei Bilingualen ist nicht allein ein Ergebnis des zweisprachigen Aufwachsens, er variiert auch in Abhängigkeit vom Erwerbsverlauf der Sprachen. Der Einfluss des Lebensalters beim Erwerb der Sprachen auf die Wortschatzentwicklung ist als Kaskadeneffekt nicht zielführender phonetischer Kategorienbildung zu interpretieren. In zukünftigen lexikalischen Studien mit Bilingualen sollte daher der Erwerbszeitpunkt einer L2 als maßgebliche Variable stärker Berücksichtigung finden.