Drug Res (Stuttg) 2018; 68(S 01): S12-S13
DOI: 10.1055/a-0733-0805
Symposium der Paul-Martini-Stiftung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zelluläre und Antikörper-basierte Immuntherapien der Leukämie

Tobias Feuchtinger
Dr. von Haunersches Kinderspital, Ludwig-Maximilians-Universität, München
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
19 November 2018 (online)

Preview

Die akute Leukämie ist die häufigste Krebserkrankung im Kindes- und Jugendalter. In den vergangenen Jahrzehnten konnten die Gesamtüberlebensraten von Patienten mit akuter lymphoblastischer Leukämie (ALL) auf über 80% erhöht werden. Die Prognose von Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML) ist schlechter. Primär refraktäre oder rezidivierende ALL bleibt mit 40 – 60% Überlebensrate jedoch prognostisch unbefriedigend [1]. Risikofaktoren der ALL sind in den verschiedenen Protokollen klinische und genetische Marker sowie Therapieansprechen (Prednisonresponse, MRD [minimal residual disease]). Marker der Immuninteraktion sind für die Prognoseeinschätzung der pädiatrischen ALL bislang nicht bekannt. Akute Leukämien gelten als niedrig immunogene Erkrankungen. Sie sind als Bestandteil des Immunsystems häufig selbst nicht sichtbar für das Immunsystem. Durch Antikörper oder Zellinfusionen kann die Hürde jedoch überwunden werden. Der bispezifische T-Zell-Engager Blinatumomab (Anti-CD3/-CD19) ist ein synthetisches Molekül aus variablen Antikörperfragmenten, welches jede T-Zelle des Körpers zu einer Reaktion gegen Leukämiezellen zwingt (sofern diese CD19 auf der Oberfläche tragen). Mit dem Start des IntReALL-Protokolls kommt seit 2015 bei Patienten mit rezidivierter ALL vor allogener Stammzelltransplantation Blinatumomab zum Einsatz. CAR-T-Zellen sind genetisch modifizierte T-Zellen, welche einen chimären Antigenrezeptor (CAR) auf der Oberfläche tragen. Dieser besteht aus einer extrazellulären Domäne eines Antikörperbindungsfragmentes und einer intrazellulären CD3zeta-Kette mit Co-Stimulation. Seit 2017 sind in den USA CAR-T-Zellen gegen die ALL als Therapie zugelassen. Seit Sommer 2018 ist diese Therapie auch in Deutschland zugelassen. Die pädiatrische AML ist bislang unzureichend untersucht auf die Möglichkeiten der Immuntherapie.