Z Orthop Unfall 2018; 156(06): 718-722
DOI: 10.1055/a-0658-5988
Aus den Sektionen – AE Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kurzschaft, Geradschaft, anatomischer Schaft: freie Wahl oder Empfehlungen?

Short Stem, Straight Stem or Anatomical Stem: Free Decision or Recommendations?
Gabriela von Lewinski
Orthopädische Klinik im Diakovere Annastift, Medizinische Hochschule Hannover
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Publication Date:
13 September 2018 (online)

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Zusammenfassung

Die Ziele der Hüftendoprothetik sind vielfältig. Neben dem Hauptziel der Schmerzfreiheit spielt vor allem die Primär- und langfristige Stabilität, die Rekonstruktion der Anatomie und die Wiedererlangung der Funktion eine entscheidende Rolle. Eine Vielzahl von Prothesentypen, die unterschiedliche Verankerungskonzepte verfolgen, ist auf dem Markt. Der folgende Beitrag will versuchen, die Unterschiede zwischen den Schafttypen aufzuzeigen und damit eine Entscheidungshilfe bei der Wahl zwischen den einzelnen Schafttypen zu geben. Der Geradschaft ist symmetrisch und verankert sich in Abhängigkeit von seiner Form sowohl meta- als auch diaphysär. Je weiter die Verankerung im diaphysären Bereich angesiedelt ist, umso größer ist die Gefahr des Stress-Shieldings. Der anatomische Schaft ist ein Geradschaft, der zusätzlich das Ziel hat, dem Femurmarkraum volumetrisch zu folgen bzw. diesen in der Form des Schaftkörpers als Gegenstück abzubilden. Damit soll auch die natürliche Krafteinleitung wieder hergestellt werden. Diese Passgenauigkeit hat aber auch ihre Grenzen, denn Femora weisen anatomische Unterschiede auf. Kurzschäfte zeichnen sich primär dadurch aus, dass sie eine geringere Länge aufweisen als die Standardschäfte. Wie die Geradschäfte unterscheiden sich die Kurzschäfte in ihrem Design und damit in ihren Verankerungshöhen, was wiederum Auswirkungen auf die Biomechanik hat. Neben den verschiedenen Schafttypen gilt es, die unterschiedlichen Morphologien zu differenzieren. Vor allem bei jüngeren Patienten findet man eine sekundäre Koxarthrose infolge von kongenitalen Hüftdysplasien, Morbus Perthes, Epiphysiolysis capitis femoris oder posttraumatischen Veränderungen. Auch ohne Voroperationen oder angeborene Deformitäten zeigen sich verschieden Formtypen des Femurs auch bei älteren Patienten, wie z. B. die Varianten nach Dorr. Der Operateur sollte daher bei der Schaftwahl sowohl biomechanische Aspekte als auch patientenspezifische Faktoren berücksichtigen, um den optimalen Schafttyp für den Patienten zu finden. Dabei sollten Primär- und Langzeitstabilität im Fokus stehen.

Abstract

The main goal of total hip arthroplasty is to reduce pain. But function, stability, and longevity are also of major importance. Since the inauguration of modern total hip arthroplasty by Charnley, the designs of stems has undergone many changes. The following paper concerns the straight stem, the anatomical stem and the short stem in total hip arthroplasty. It attempts to answer the question as to whether there is a recommendation for the use of a special stem. The straight stem is the oldest of these stem types. Depending on the particular design, the anchorage of these stems may lie in the metaphyseal or the diaphyseal parts of the femur. The closer the contact of the stem is to the diaphyseal part, the greater is the risk of stress shielding. The anatomical stem attempts to match the geometry of the proximal femoral endosteal. This can be helpful to reconstruct the natural load bearing but has also limitations in fitting. The short stem was designed to achieve an anatomical pattern of stress distribution, resection of less bone and reduction in thigh pain. There are additional differences between the designs. But not only the stem design has to be considered. The proximal part of the femur exhibits a great variety of morphologies. Whereas younger patients mostly have secondary osteoarthritis due to deformities, elderly patients may have changes in morphology due e.g. osteoporosis. Depending on these patient-specific factors and bearing biomechanical aspects in mind, the surgeon must choose the stem design. This may require different stem designs with different mechanisms of fixation.