Open Access
CC BY-NC-ND 4.0 · Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(08): 791-797
DOI: 10.1055/a-0637-9400
GebFra Science
Original Article/Originalarbeit
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Fetale Morbidität abhängig von Tag und Uhrzeit der Entbindung

Article in several languages: English | deutsch
Julia von Ehr
Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Germany
,
Nina Wiebking
Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Germany
,
Sudip Kundu
Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Germany
,
Constantin von Kaisenberg
Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Germany
,
Peter Hillemanns
Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Germany
,
Philipp Soergel
Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Germany
› Author Affiliations
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Publication History

received 18 March 2018
revised 22 May 2018

accepted 03 June 2018

Publication Date:
20 August 2018 (online)

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Zusammenfassung

Einleitung Es ist bekannt, dass bei Geburten nachts und am Wochenende eine erhöhte perinatale Mortalität vorliegt. Ziel der Studie war es zu untersuchen, ob es auch einen Zusammenhang gibt zwischen dem Zeitpunkt der Entbindung (Werktag, nachts, Wochenende) und der perinatalen Morbidität.

Material und Methoden In eine retrospektive Datenanalyse wurden sämtliche Geburten an der Medizinischen Hochschule Hannover zwischen 2000 bis 2014 eingeschlossen. Mehrlingsgeburten, primäre Sectiones, schwere fetale Fehlbildungen und intrauterine Fruchttode wurden nicht berücksichtigt. Als perinatale Morbidität wurde ein 5-Minuten-Apgar-Wert ≤ 5 sowie ein Nabelarterien-pH-Wert < 7,10 definiert. Neben dem Entbindungszeitpunkt wurden verschiedene Einflussvariablen untersucht, die als Risikofaktoren für erhöhte perinatale Morbidität gelten. Es erfolgte eine univariate logistische Regression und anschließend eine multivariate Analyse.

Ergebnisse Es wurden insgesamt 18 394 Geburten in die Studie eingeschlossen. Ein pathologischer Doppler präpartal, eine medikamentöse Geburtseinleitung und eine Entbindung nachts und/oder am Wochenende/Feiertag erhöhten die Wahrscheinlichkeit für einen Apgar-Wert ≤ 5 nach 5 Minuten signifikant. Die Wahrscheinlichkeit für ein Kind, postpartal einen Nabelarterien-pH-Wert < 7,1 zu haben, ist signifikant erhöht bei einem BMI > 25 vor der Schwangerschaft, bei Primiparität, bei medikamentöser Geburtseinleitung, bei der Gabe von Wehenmittel peripartal, wenn die Entbindung nachts am Wochenende als Kombination, aber auch wenn die Entbindung nachts oder am Wochenende/Feiertag erfolgt ist. Die multivariate Regressionsanalyse ergab, dass ein Entbindungszeitpunkt nachts und/oder am Wochenende oder Feiertag kein prognostischer Faktor für einen 5-Minuten-Apgar-Wert ≤ 5 (p = 0,2377), jedoch für einen NapH-Wert < 7,1 (p = 0,0252) ist.

Schlussfolgerung Der Entbindungszeitpunkt nachts oder am Wochenende/Feiertag erhöht das Risiko für einen Nabelschnurarterien-pH < 7,1 um ~ 30% im Vergleich zu einer Geburt an einem Werktag. Der Entbindungszeitpunkt nachts oder am Wochenende/Feiertag erhöht jedoch nicht das Risiko für das Kind, einen 5-Minuten-Apgar-Wert ≤ 5 zu bekommen.