Zusammenfassung
Hintergrund Chronisch unspezifischer Rückenschmerz (CURS) stellt ein erhebliches Gesundheitsproblem
dar. Aktuelle Studien weisen darauf hin, dass kortikale Veränderungen bei den betroffenen
Patienten ein beitragender Faktor für die Persistenz von Schmerzen sein können. Bei
anderen Patienten mit chronischen Schmerzen und nachgewiesenen kortikalen Veränderungen
konnte die Wirksamkeit sensorischer Trainingsansätze gezeigt werden. Unklar ist, ob
diese Ansätze auch bei Patienten mit CURS wirksam sind.
Ziel Das Ziel dieser Pilotstudie war es, die Größenordnung möglicher Effekte des Graphästhesie-Trainings
einzuschätzen und dessen Durchführbarkeit zu überprüfen.
Methoden 9 Probanden wurden randomisiert in 2 Gruppen eingeteilt. In der 3-wöchigen Interventionsphase
erhielt die Kontrollgruppe physiotherapeutische „Usual Care“, während die Interventionsgruppe
zusätzlich 2-mal wöchentlich ein 20-minütiges Graphästhesie-Training absolvierte.
Ergebnisse Im Vergleich der beiden Messzeitpunkte innerhalb sowie zwischen den Gruppen zum Messzeitpunkt
2 fanden sich keine signifikanten Unterschiede. Deskriptiv zeigte sich die Tendenz
einer verbesserten Graphästhesie-Fehlerrate und Zweipunktdiskriminationsschwelle sowie
von Schmerzintensität, -interferenz und körperlicher Funktion in der Interventionsgruppe.
Schlussfolgerung Das Graphästhesie-Training ist im klinischen physiotherapeutischen Kontext durchführbar
und führt nicht zu unerwünschten Nebenwirkungen. Bezüglich der Wirksamkeit bestehen
lediglich Tendenzen. Aufgrund des Pilotcharakters der Arbeit sind die Ergebnisse mit
Vorsicht zu interpretieren. Es bedarf Folgestudien mit größeren Studienpopulationen
zu kombinierten sensomotorischen Trainingsprogrammen bei CURS, insbesondere erweitert
um den Aspekt einer vorangehenden Klassifizierung der Patienten in Subgruppen.
Abstract
Background Non-specific chronic low back pain (NSCLBP) is a major health problem. Current studies
indicate that cortical alterations may be a contributing factor to persistent pain
in affected patients. In other patients with chronic pain and identified cortical
alterations, sensory training approaches showed initial effectiveness. It is unclear
whether these approaches are also effective in patients with NSCLBP.
Objective The aim of this pilot study was to assess the degree of possible treatment effects
of a graphaesthesia training and to investigate its feasibility.
Method Nine patients were randomised into two groups. During the three-week intervention
period the control group received usual physiotherapy care whilst the intervention
group performed an additional 20 minutes graphaesthesia training twice a week.
Results The comparison of the two measurement points within the groups as well as between
the groups at measurement point two showed no significant differences. Descriptive
data revealed a tendency of improved graphaesthesia error rates and two-point discrimination
thresholds as well as pain severity, pain interference and physical function in the
intervention group.
Conclusions In the clinical physiotherapeutic context graphaestesia training is feasible and
does not lead to any unwanted adverse effects. Regarding the effectiveness there exist
only tendencies. Due to the pilot character of the study, the results should be interpreted
with caution. More research studies with larger sample sizes regarding combined sensorimotor
exercise programmes for NSCLBP are necessary, especially extended by a preceding classification
of patients into subgroups.
Schlüsselwörter chronische Rückenschmerzen - sensomotorischer Kortex - physiotherapeutische Behandlungsverfahren
- randomisierte kontrollierte Studie - Graphästhesie
Key words chronic low back pain - sensorimotor cortex - physiotherapy modalities - randomised
controlled trial - graphaesthesia