CC BY-NC-ND 4.0 · Aktuelle Neurologie 2018; 45(06): 429-433
DOI: 10.1055/a-0584-5717
Aktuelles Thema
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Warum die Deutsche Gesellschaft für Neurologie einen industrieunabhängigen Kongress braucht

Why German Neurology Needs an Annual Meeting Without Industry Sponsorship
Thomas Lempert
1   Neurologische Abteilung, Schlosspark-Klinik, Berlin
,
Rudolf Wilhelm Christian Janzen
2   Ehem. Chefarzt, Frankfurt
,
Rolf R. Diehl
3   Klinik für Neurologie, Alfried Krupp Krankenhaus, Essen-Rüttenscheid
,
Erwin Stark
4   Ehem. Chefarzt, Offenbach
,
Friedemann Paul
5   AG Klinische Neuroimmunologie, NeuroCure Clinical Research Center, Charité – Universitätsmedizin, corporate member of Freie Universität Berlin, Humboldt-Universität zu Berlin, and Berlin Institute of Health, Berlin
,
Christian Wilke
6   Neurologische Praxis, Potsdam
,
Ramin Tavakolian
7   gematik, Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte, Berlin
,
Enrico Völzke
1   Neurologische Abteilung, Schlosspark-Klinik, Berlin
,
Michael von Brevern
8   Neurologische Praxis, Berlin
,
Peter Möller
9   Klinik für Neurologie und Klinische Neurophysiologie, Klinikum Weimar
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Publication History

Publication Date:
05 April 2018 (online)

Zusammenfassung

Wissenschaftliche Fachkongresse müssen finanziell und inhaltlich unabhängig von kommerziellen Interessen sein. In diesem Debattenbeitrag argumentiert die Initiative NeurologyFirst für eine stärkere professionelle Autonomie und die Rückführung des Einflusses der Industrie auf den Jahreskongress der deutschen Neurologie. Unser Kernanliegen ist der Verzicht auf Industriesymposien, die vornehmlich kommerzielle Ziele verfolgen und das Produkt des Sponsors regelhaft in ein günstiges Licht setzen. Die bei Industriesymposien präsentierten Zulassungsstudien neuer Medikamente weisen oft erhebliche methodische Mängel auf, insbesondere die Selektion günstiger Studiendaten. Auch die Industrieausstellung des Kongresses erscheint problematisch, da sie im wissenschaftlichen Gewand eine werbende Absicht verfolgt. Die Lösung von der Industrie wird dazu beitragen, die Pharmakotherapie neurologischer Erkrankungen vermehrt aus der kritischen Perspektive der evidenzbasierten Medizin zu bewerten und damit den Interessen unserer Patienten besser gerecht zu werden. Dass sich auch große Kongresse ohne Unterstützung der Industrie organisieren und zu moderaten Preisen anbieten lassen, zeigen nationale und internationale Beispiele.

Abstract

Scientific conferences need to be independent from commercial interests. In this contribution to an ongoing debate the German initiative NeurologyFirst argues for professional autonomy and reduction of industry influence on the annual neurology meeting. Our key concern is the abolition of industry symposia which pursue mainly commercial interests and are designed to shed a favourable light on the sponsor’s product. Industry symposia are usually based on industry-sponsored studies which are often burdened with methodological shortcomings including selection of positive data. The industry exhibition appears similarly problematic as it pursues a commercial agenda in scientific clothing. Giving up industry support will help us to appraise pharmacological treatments from the perspective of evidence-based medicine and thus serve our patients. Several national and international examples demonstrate that large conferences can be organized without industry at moderate prices.