Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2002; 12(4): 208-210
DOI: 10.1055/s-2002-33900
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Therapierichtlinie der Deutschen Gesellschaft für Physikalische Medizin und Rehabilitation - Behandlung beim komplexen regionalen Schmerzsyndrom (sympathische Reflexdystrophie)

Guideline of the German Society of Physical Medicine and Rehabilitation - Therapy of the Complex Regional Pain Syndrome (Reflex Sympathetic Dystrophy)G.  T.  Werner †1 , unter Mitarbeit von A. Beyer, M. Berliner, W. F. Beyer, A. Gehrke, J. J. Glaesener, Chr. Gutenbrunner, C. Hahl, B. Kügelgen, D. Riede, A. Römer, U. C. Smolenski, G. Stucki
  • 1Institut für Balneologie und Medizinische Klimatologie - OE 8307, Medizinische Hochschule Hannover
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Publikationsverlauf

Eingegangen: 20. Juni 2002

Angenommen: 10. Juni 2002

Publikationsdatum:
06. September 2002 (online)

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1 Definition

Als komplexes regionales Schmerzsyndrom (Complex Regional Pain Syndrome, CRPS [15]) werden zwei Krankheitsbilder definiert, die die Extremitäten befallen, sich nach einem schädigenden Ereignis entwickeln und durch anhaltenden Schmerz mit motorischen, autonomen und sensorischen Störungen gekennzeichnet sind.

Typ I setzt eine Schädigung (Noxe) im Bereich der Weichteilgewebe und Knochen oder eine längere Ruhigstellung voraus, ohne dass eine definierte Nervenläsion vorliegt (Synonyma: sympathische Reflexdystrophie, Algodystrophie, Morbus Sudeck u. a.). Es entsteht eine abnorme Reaktion auf den Reiz unter Einbeziehung efferenter Sympathikusaktivität mit pathologischen Auswirkungen auf die Durchblutung, die Ernährung und den Zustand der Gewebe.

Typ II (Synonymum: Kausalgie) entsteht als Folge einer definierten Läsion eines peripheren Nervs [15].

Auch wenn diese Definitionen nicht alle pathophysiologischen Vorstellungen genügen und reichlich Raum für Diskussionen lassen [12], ermöglichen sie es, therapeutische Konzepte zu entwickeln.

Diese Richtlinie greift daher nicht in die dynamische Entwicklung zu den Vorstellungen der Pathophysiologie, der Taxonomie und Klassifikation ein. Die Physikalische und Rehabilitative Medizin jedoch kann Leitlinien zur Therapie des komplexen regionalen Schmerzsyndroms vorstellen, die praktikabel sind und sich bewährt haben [18]. Die Wirksamkeit ist besonders für den Typ I des CRPS nachgewiesen [13] [19]. Ihr Einsatz kann aber auch für den Typ II empfohlen werden.

Die wesentliche Grundlage für die Therapieempfehlungen ist die Vorstellung, die abnorme Reaktion des sympathischen Nervensystems als einen möglichen pathophysiologischen Mechanismus zu durchbrechen [1] [8]:

Schädigendes Ereignis → efferente Aktivität des sympathischen Nervensystems → Störung der Nozizeption und Nozireaktion → Beeinträchtigung der Mikrozirkulation mit Ödem → autonome, motorische und sensible Störungen → morphologische Veränderungen der Strukturen → dadurch Unterhalten von Schmerz und Funktionsstörung.

Literatur

Prof. Dr. med. Chr. Gutenbrunner

Institut für Balneologie und Medizinische Klimatologie - OE 8307 · Medizinische Hochschule Hannover

Carl-Neuberg-Straße 1

30625 Hannover