Gesundheitswesen 2022; 84(08/09): 864
DOI: 10.1055/s-0042-1753992
Abstracts | DGSMP/DGMS
Workshop

Grüne Liste Prävention – Eine Datenbank evidenzbasierter Präventionsprogramme

K Bremer
1   Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Hannover, Deutschland
,
R Brender
1   Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Hannover, Deutschland
,
F Groeger-Roth
2   Niedersächsisches Justizministerium, Landespräventionsrat Niedersachsen, Hannover, Deutschland
,
U Walter
1   Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Hannover, Deutschland
› Institutsangaben
 

Einleitung In der Prävention und Gesundheitsförderung existieren zahlreiche Programme mit dem Ziel die psychosoziale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu fördern und Problemverhaltensweisen vorzubeugen. Damit Akteure der Präventionspraxis effektive, in Deutschland verfügbare Präventionsprogramme zielgerichtet finden können, wurde die Datenbank „Grüne Liste Prävention“ (GLP) initiiert. Der Beitrag stellt den Aufbau der GLP vor und erläutert deren Nutzen in der evidenzbasierten Präventionspraxis.

Methoden Die GLP ist eine Initiative des Landespräventionsrates Niedersachsen, seit 2011 online zugänglich und wird in Kooperation mit der Medizinischen Hochschule Hannover geführt. Ursprünglich wurde die Datenbank zur Programmauswahl für Entscheidungsträger*innen auf kommunaler Ebene im Kontext der Planungsmethode „Communities That Care“ (CTC)aufgebaut. Die Programme werden durch zwei geschulte Personen auf Grundlage der Evaluationen bewertet und in Evidenzgrade eingeteilt: (1) Effektivität theoretisch gut begründet, (2) Effektivität wahrscheinlich und (3) Effektivität nachgewiesen. Die Aufnahme- und Bewertungskriterien sind definiert und veröffentlicht. Suchfunktionen nach Risiko- und Schutzfaktoren ermöglichen eine gezielte Programmauswahl.

Ergebnisse Aktuell sind 98 bundesweit verfügbare, evaluierte Präventionsprogramme für Kinder, Jugendliche und deren Familien mit Schwerpunkt psychosoziale Gesundheit in Kita, Schulen und Nachbarschaft gelistet (Stand 03/2022). Neben Personen aus dem CTC-Kontext nutzen Praktiker*innen, Entscheidungsträger*innen und Forschende auf Gemeinde, Landes- und Bundesebene die GLP. Relevant für die gute Akzeptanz in der Praxis ist der Evidenzgrad 1, der einen Einstieg in die evidenzbasierte Prävention ermöglicht. Zunehmend werden Programmförderungen von einer Registrierung in der Datenbank abhängig gemacht, somit trägt die GLP zur Evidenzbasierung bei. Limitationen bestehen aufgrund des aktuell noch eingeschränkten Themenspektrums und fehlender Programmevaluationen, so dass nicht alle gut konzipierten Programme gelistet werden können.

Schlussfolgerung Die GLP umfasst vor allem evidenzbasierte Präventionsprogramme zur Förderung der psychosozialen Gesundheit. Zukünftig soll eine neue Verschlagwortung zu einer Differenzierung führen und die Auffindbarkeit spezifischer Programme verbessern. Eine Erweiterung um Ernährung, Bewegung und verhältnispräventive Maßnahmen wird angestrebt, um das gesamte Spektrum der Prävention und Gesundheitsförderung abzubilden. Die Aufnahme weiterer Zielgruppen ist ein Potential zur Weiterentwicklung.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
22. August 2022

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