Zusammenfassung
Das Aderhautmelanom ist der häufigste primäre intraokulare Tumor in der
kaukasischen Bevölkerung. In Deutschland kommt es zu circa 500
Neuerkrankungen pro Jahr. Die höchste Inzidenzrate liegt um das
70. Lebensjahr. Bei etwa der Hälfte der Patienten entwickeln sich
Metastasen, die auch noch viele Jahre nach erfolgreicher Therapie des
Primärtumors erstmals auftreten können und bei den meisten Patienten die
Leber betreffen. Das Aderhautmelanom lässt sich allein auf Grundlage des
Chromosom-3-Status im Primärtumor in 2 Risikogruppen einteilen, die sich
wesentlich in ihrer Metastasierungsneigung unterscheiden. Die Tumoren mit
einem sehr hohen Metastasierungsrisiko haben eine Monosomie 3 (M3). Tumoren
mit Disomie 3 (D3) hingegen zeigen ein sehr geringes Metastasierungsrisiko.
Ein prognostisches Testen des Primärtumors ist auf Wunsch des Patienten
möglich. Tumorproben können sowohl mit Hilfe einer transretinalen oder
transkleralen Biopsie, als auch nach Enukleation gewonnen werden. Aktuell
ergibt sich hieraus jedoch noch keine therapeutische Konsequenz. Vor kurzem
sind mit GNAQ, GNA11, BAP1, SF3B1 und
EIF1AX wesentliche Schlüsselgene der Aderhautmelanomentstehung
identifiziert worden. Die Erstellung eines Mutationsprofils, ergänzend zur
Chromosom-3-Untersuchung, wird die Klassifizierung bzw. Subklassifizierung
eines Aderhautmelanoms verfeinern und möglicherweise therapeutische sowie
auch diagnostische Konzepte beeinflussen. Erbliche Mutationen im
Tumorsuppressorgen BAP1 sind mit einem erhöhten Risiko für
unterschiedliche Tumorerkrankungen assoziiert. Der Nachweis einer solchen
Keimbahnmutation bei einem Patienten sollte Vorsorgeuntersuchungen für die
damit verbundenen Tumorentitäten zur Folge haben. Zusätzlich sollte
Familienangehörigen eine Untersuchung auf diese BAP1-Mutation
angeboten werden.
Abstract
Uveal melanoma is the most common primary intraocular tumour in Caucasians.
There are approximately 500 new cases of uveal melanoma in Germany per year
and the incidence rate peaks at the age of 70 years. Half of all uveal
melanoma patients develop metastatic disease, which can be observed even
many years after successful treatment of the primary tumour. In most cases
the liver is the location of first manifestation. Based on the chromosome 3
status uveal melanomas can be divided into two major classes that differ in
their metastatic potential. Tumours with a high risk to metastasise usually
show monosomy 3, whereas tumours showing disomy 3 rarely metastasise. If a
patient wishes to know about his individual risk, prognostic testing of the
primary tumour tissue can be performed after obtaining tumour material via
transscleral or transretinal biopsy, or by enucleation. To date results of
prognostic testing do not influence therapeutic strategies. Recently, major
key genes involved in uveal melanoma development, GNAQ, GNA11,
BAP1, SF3B1 and EIF1AX, have been identified.
Mutation profiling, in addition to chromosomal 3 analysis, will further
refine the classification or subclassification of uveal melanomas and will
hopefully influence diagnostic or therapeutic concepts. Hereditary mutations
in tumour suppressor gene BAP1 are associated with an increased risk
for different tumour entities. Detection of germ line mutations in this
tumour suppressor gene should implicate further general screening
examinations of the patient to be able to detect these tumour entities.
Moreover relatives of these patients should be offered a screening for
BAP1 mutation.
Schlüsselwörter
Genetik - okuläre Tumoren - Chorioidea
Key words
genetics - ocular tumours - choroid