Zentralbl Chir 2014; 139(5): 546-551
DOI: 10.1055/s-0032-1327968
Originalarbeit
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Frühergebnisse nach peripherem Gefäßersatz mit einer biosynthetischen Kollagenprothese bei Protheseninfektionen

Early Results after Peripheral Vascular Replacement with Biosynthetic Collagen Prosthesis in Cases of Graft Infection
P. T. Fellmer
Klinik für Visceral-, Transplantations-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Leipzig, Deutschland
,
G. Wiltberger
Klinik für Visceral-, Transplantations-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Leipzig, Deutschland
,
H.-M. Tautenhahn
Klinik für Visceral-, Transplantations-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Leipzig, Deutschland
,
I. Matia
Klinik für Visceral-, Transplantations-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Leipzig, Deutschland
,
F. Krenzien
Klinik für Visceral-, Transplantations-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Leipzig, Deutschland
,
S. Jonas
Klinik für Visceral-, Transplantations-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Leipzig, Deutschland
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
22. Januar 2013 (online)

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Zusammenfassung

Einleitung: Protheseninfektionen in der peripheren Bypasschirurgie stellen ein hochsignifikantes Risiko hinsichtlich Morbidität und Extremitätenverlust dar. Bei fehlendem Venenmaterial stellt sich die Frage nach einem geeigneten Gefäßersatz. Silberprothesen, Homografts bzw. die Verwendung tiefer Venen ist mit zusätzlichen Risiken behaftet. Die Verwendung einer biosynthetischen Prothese aus Schafskollagen auf einer Dacron-Matrix („Omniflow-II®“) wurde als Alternativverfahren untersucht und die Erlössituation analysiert.

Material und Methoden: In der Zeit von Dezember 2010 bis Dezember 2011 wurden 8 Patienten aufgrund eines klinisch, laborchemisch und durch Bildgebung nachgewiesenen Infekts einer funktionell offenen bzw. akut verschlossenen Gefäßprothese in peripherer Lokalisation zur Behandlung aufgenommen. Eingeschlossen wurden Patienten, bei denen eine In-situ-Rekonstruktion der infizierten Prothese möglich war. Das infizierte Material wurde in toto entfernt, eine mikrobiologische Probe gewonnen und bei fehlenden körpereigenen oberflächlichen Venen eine biosynthetische Kollagenprothese („Omniflow-II®“) implantiert. Das Follow-up der Patienten wurde anhand der Dokumentation aufgearbeitet. Die Erlössituation wurde vor und nach Optimierung untersucht.

Ergebnisse: Die technische Durchführbarkeit war in allen Fällen gegeben. Ein mikrobiologischer Nachweis von Erregern gelang in 5 von 8 Fällen. Bei einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 8 Monaten zeigten 7 von 8 Patienten eine klinische Ausheilung des Infekts. Die primäre Offenheitsrate beträgt 63 %, die sekundäre 75 %, der Beinerhalt liegt bei 88 %. Ein Patient musste bei drohender Sepsis oberschenkelamputiert werden, ein weiterer wurde nach 12 Monaten frustran thrombektomiert. Bei 4 PET-CT-Verlaufsuntersuchungen zeigte sich eine deutliche Minderung der Glukoseutilisation im betroffenen Bereich. Zur ausreichenden Erlösgenerierung ist differenziertes Kodierungswissen im DRG-Kontext nötig.

Diskussion: Die Behandlung des Protheseninfekts in der peripheren Bypasschirurgie stellt bei fehlendem körpereigenen Material in leicht zugänglicher Lokalisation hohe Ansprüche an das zu verwendende Ersatzmaterial. Die vorliegende Untersuchung zeigt ermutigende Ergebnisse bei der Verwendung einer biosynthetischen Kollagenprothese. Bei fehlenden Langzeitergebnissen sollte das Verfahren jedoch nur nach entsprechender Aufklärung des Patienten durchgeführt werden. Der zu erreichende Erlös deckt die höheren Kosten des Transplantats.

Abstract

Introduction: Vascular graft infection in peripheral bypass surgery represents a highly significant risk with regard to limb loss and morbidity. In the absence of autologous superficial veins, finding a suitable replacement material can be difficult. Silver-coated polyester grafts, homografts, or use of deep veins can pose additional risks. Use of a biosynthetic collagen prosthesis on a Dacron matrix (“Omniflow-II®”) was investigated as an alternative method, and the cost-effectiveness was evaluated.

Materials and Methods: From December 2010 to December 2011, eight patients with clinical symptoms of vascular graft infection, confirmed by imaging, were treated. Graft function or acute graft failure due to the infection was necessary for enrollment in the study. Infected material was removed, microbiological specimens taken and, in the absence of superficial veins, an “Omniflow-II®” prosthesis was implanted in an orthotopic position. Patients were followed up to evaluate their outcome, and the cost-effectiveness of the procedure was also analysed.

Results: The technical feasibility of the procedure was assessed in all cases. Pathogens were detected in five of eight cases. After a mean follow-up of 8 months, seven of eight patients showed that they were clinically cured of infection. Primary patency was 63 %, secondary patency was 75 %, and prevalence of limb salvage was 88 %. One patient had to undergo limb amputation to avoid sepsis, and another unsuccessfully underwent thrombectomy after 12 months. Four PET-CT follow-up studies showed a reduction of uptake in the affected area. To generate adequate revenue by using this technique, specialised knowledge of the diagnosis-related group system is necessary.

Discussion: Treatment of vascular graft infections in peripheral bypass surgery in the absence of endogenous material necessitates the use of infection-resistant materials. The present study showed promising results using a collagen-biosynthetic prosthesis. Due to a lack of long-term results, the graft should be used only after detailed informed consent is obtained from the patient. The expenses incurred by using the biosynthetic graft should be covered adequately by revenues from these patients.