Gesundheitswesen 2011; 73(7): e119-e125
DOI: 10.1055/s-0030-1255078
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Sekundärdatenanalyse von Routinedaten einer Krankenkasse – Ein Zugangsweg zur Beschreibung schmerzbezogener Versorgungsleistungen von Pflegeheimbewohnern

Use of Health Insurance Data to Analyse Pain Management Practices in the Nursing-Home SettingK. Kopke1 , Th. Fischer1 , M. Kölzsch2 , W. Hofmann1 , A. Kuhlmey1 , R. Kreutz2 , D. Dräger1
  • 1Charité-Universitätsmedizin Berlin, Institut für Medizinische Soziologie
  • 2Charité-Universitätsmedizin Berlin, Institut für Klinische Pharmakologie und Toxikologie
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
26. Juli 2010 (online)

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Zusammenfassung

Schmerzen stellen in der Altenbevölkerung die häufigsten Beschwerden da. Nach internationalen Schätzungen liegt die Schmerzprävalenz bei Bewohnern von Pflegeheimen bei bis zu 80%. Genaue epidemiologische Angaben dazu fehlen jedoch auch aus Deutschland. Hauptgrund ist der erschwerte Zugang zur Heimpopulation. Im Rahmen dieser Pilotstudie wurde geprüft, inwieweit Routinedaten einer gesetzlichen Krankenkasse genutzt werden können, um Aussagen über die Schmerzprävalenz und medikamentöse Schmerztherapie von Pflegeheimbewohnern zu machen. Zu diesem Zweck wurden aus dem Datenbestand der Deutschen BKK anonymisiert alle Versicherten gefiltert, die von April bis Juni 2007 stationäre Leistungen der Pflegeversicherung erhielten. Diesem Datensatz wurden ebenfalls bei der BKK vorhandenen Angaben zu in der vertragsärztlichen Versorgung dokumentierten Diagnosen sowie Arzneimittelverordnungen zugefügt. Am Beispiel der 3 ICD-Diagnosen R 52 (Schmerz, andernorts nicht klassifiziert), M 16 (Koxarthrose) und G 53.0 (Zosterneuralgie) wurden die Analgetikaverordnungen ermittelt und diese Daten auf Plausibilität überprüft. Im Ergebnis zeigte sich, dass die Versichertenstichprobe bezüglich des Alters und der Pflegestufe der amtlichen Pflegestatistik weitgehend gleicht. Auch der Anteil demenzieller Erkrankungen als „pflegebegründende Diagnose” ist erwartungsgemäß hoch. Von externer Validität der Stichprobe ist daher auszugehen. Bei 15% der Versicherten war eine der 3 ausgewählten Diagnosen dokumentiert. 58,2% dieser Versicherten erhielten Analgetika. Defizite zeigten sich bei der korrekten Dokumentation der Zosterneuralgie, der Kombination verschiedener Analgetika und der Verordnung adjuvanter Präparate. Prävalenzen und Verordnungszahlen liegen im erwartbaren Rahmen. Das gewählte Verfahren zur Aufbereitung und Analyse der Routinedaten hat sich als tragfähig erwiesen. Die Datenqualität ist fundiert und zufriedenstellend, sodass in der nachfolgenden Hauptstudie ein längerer Zeitraum mit zusätzlichen Angaben zur Versorgungssituation analysiert werden wird.

Abstract

Pain is the most common health-related complaint in older persons. International estimations mention up to 80% of nursing home residents suffering from pain. In the meantime, no reliable epidemiological data on pain in nursing home residents are available for Germany, because of restricted access to the nursing-home population. This pilot study aimed to evaluate whether routine data from a German statutory health insurance fund can be used to generate data on pain prevalence and analgesic therapy in nursing home residents. To this end, data of all insured persons of Deutsche BKK who received long-term care insurance benefits for nursing-home care between April and June 2007 were selected anonymously. These data were combined with data on diagnoses and analgesic prescriptions. 3 pain-related diagnoses were selected: R 52 (pain, not elsewhere classified), M 16 (coxarthrosis) and G 53.0 (postherpetic neuralgia) and analysed for corresponding prescriptions. The study sample shows similar characteristics regarding age distribution and care needs in terms of long-term care insurance benefits compared to the official data on nursing-home residents for Germany in 2007. The rate of dementia was within the expected range, too. Therefore, external validity of the sample is assumed. One of the 3 selected diagnoses had been documented in 15% of the sample. About 58% of those received an analgesic prescription. Deficits were discovered regarding the documentation of postherpetic neuralgia, the combination of different analgesics and prescriptions for adjuvant drugs. Prevalence rate and numbers of prescriptions were as frequent as expected. The routine method for this analysis proved to be practicable and reliable. Data quality is deemed sufficient so that the main study will proceed to include a longer period of time and additional data.

Literatur

Korrespondenzadresse

K. Kopke

Institut für Medizinische

Soziologie

Luisenstraße 13

10117 Berlin

eMail: kirsten.kopke@charite.de