Minim Invasive Neurosurg 1988; 31: 170-174
DOI: 10.1055/s-2008-1053929
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Zum Wert evozierter Potentiale auf der Neurochirurgischen Intensivstation

On the value of evoked potentials measured at the neurosurgical intensive care unitH.-E. Nau, H. Wiedemayer, A. Dalbah, W. Engel, J. Mais
  • Neurochirurgische Universitätsklinik Essen (Direktor: Prof. Dr. W. Grote)
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Publication Date:
18 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Es wurden 135 Patienten der Neurochirurgischen Intensivstation mittels multimodal evozierter Potentiale untersucht. Ein großer Teil dieser Patienten wies eine niedrige Punktzahl nach der Glasgow Coma Scale bzw. ein höhergradiges Komastadium nach WFNS auf. Dies erklärt die hohe Sterblichkeit von 52 Prozent. Um über den Wert der evozierten Potentiale in bezug auf Läsionslokalisation, Staging und Prognose der Patienten Aussagen machen zu können, wurden diese Daten mit den Reizantwortveränderungen verglichen. Hierzu wird eine Einteilung der Potentialveränderungen eingeführt, die in der klinischen Routine auch vorgenommen werden kann.

Ein Zusammenhang zwischen Ausmaß der Potentialveränderungen und Komatiefe war nicht zu finden. Auch die Analyse von Latenzen und Interpeaklatenzen ergab keinen Unterschied zwischen komatösen und wachen Patienten. Auch die Bestimmung der cerebralen Überleitungszeit gab keine weitere Information hierzu. Bei Hirnstammläsionen zeigten sich insgesamt ausgeprägtere Potentialveränderungen als beim übrigen Patientengut. Die initial gefundenen Reizantworten waren bei Patienten, die im weiteren Verlauf verstarben, ebenfalls deutlich stärker verändert als bei den Überlebenden. BAER zeigten eher einen Potentialverlust als SSEP; in tiefen Komastadien waren die motorisch evozierten Antworten nicht auslösbar. Die sich hieraus ergebenden Probleme der Hirntodbestimmung werden diskutiert.

Evozierte Potentiale bringen beim komatösen und sedierten Patienten einen Informationsgewinn. Sie eignen sich zur Verlaufskontrolle. Ihr Wert für die prognostische Beurteilung wird herausgestellt. Evozierte Potentiale ergänzen klinische und apparative Befunde zur Beurteilung des Patientenzustands.

Abstract

In the neurosurgical intensive care unit 135 patients were studied by means of multi-modality evoked potentials. The majority part of them had low scores on the Glasgow Coma Scale and a higher lever of coma according to WFNS. This fact explains the high mortality (52 per cent). These patient data were compared with the changes of evoked responses (ER) in order to learn something about the value of ER in localisation of lesions, staging, and predicting the outcome of the patients. A classification of EP alterations is introduced.

There was no correlation between alteration of evoked potentials and coma stage. The analysis of latencies and inter-peak latencies revealed no correlation between comatous and alert patients. Cerebral conduction time (CCT) did not give further information. In cases of brainstem lesions the alteration of evoked responses were more marked than in the other patients. Most of the patients died who had initially marked changes in ER. The sensitivity of BAER was greater than of SSEP. A loss of response was more frequent in BAER. In deep coma stages the motor evoked responses disappeared. This fact induces problems in diagnosing brain death.

Evoked potentials yield further information in patients with coma and drug therapy. They are useful in follow-ups, esp. in predicting the outcome. Evoked responses complete clinical and findings obtained via the diagnostic equipment.

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