Laryngorhinootologie 1996; 75(12): 732-738
DOI: 10.1055/s-2007-997667
Otologie

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Hörverlustbestimmung und MdE-Einschätzung aus Tonaudiogramm und Sprachaudiogramm bei beruflicher Lärmschwerhörigkeit*

Determination of Hearing Loss and Degree of Disability in Case of Permanent Noise Induced Hearing Loss Using Sinus-Tone and Speech AudiometryT. Brusis
  • Klinik für HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie, Städtisches Krankenhaus Köln-Holweide
* Herrn Prof. Dr. H.-G. Boenninghaus zum 75. Geburtstag gewidmet
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Publication Date:
29 February 2008 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund: Die berufliche Lärmschwerhörigkeit steht bei den anerkannten Berufskrankheiten nach wie vor an erster Stelle. Die Begutachtung soll nach dem Königsteiner Merkblatt erfolgen, welches jetzt in vierter - vollständig überarbeiteter - Auflage vorliegt. Grundlage der MdE-Einschätzung ist nach wie vor der sprachaudiometrische Befund, wobei dem gewichteten Gesamtwortverstehen eine besondere Bedeutung zukommt. In definierten Einzelfällen kann auch das Tonaudiogramm für die Bewertung zugrunde gelegt werden. Die Kenntnis der Hörverlust-Tabellen aber auch anderer Tabellen, die nicht bzw. nicht mehr Anwendung finden, kann für den Gutachter zu Vergleichszwecken von Bedeutung sein. Methode: Die audiometrischen Befunde von 200 Lärmschwerhörigkeits-Gutachten wurden retrospektiv mit Hilfe von acht verschiedenen Tabellen bewertet. Zur Anwendung kamen vier Tabellen, bei denen der prozentuale Hörverlust aus dem Tonaudiogramm ermittelt wird, die Tabelle von Boenninghaus und Röser zur Berechnung des prozentualen Hörverlustes aus dem Sprachaudiogramm unter Berücksichtigung sowohl des einfachen als auch des gewichteten Gesamtwortverstehens sowie der Tabellenvorschlag von Lehnhardt. Außerdem wird dargelegt, dass das Gesamtwortverstehen der wichtigste Parameter für die quantitative Bewertung der Lärmschwerhörigkeit ist und dass sich allein aus den Werten des Gesamtwortverstehens ein MdE-Vorschlag ableiten läßt. Aus den acht Tabellen wurde sowohl der mittlere Hörverlust als auch die mittlere MdE für alle Fälle ermittelt. Außerdem wurde errechnet, in wieviel Fällen eine MdE von 10-15% bzw. eine MdE von 20% und mehr erreicht wird. Ihnen gegenübergestellt wurde auch die Anzahl der Fälle, bei denen eine meßbare MdE nicht vorliegt. Ergebnisse und Schlußfolgerung: Der Vergleich der verschiedenen Tabellen läßt erkennen, dass das gewichtete Gesamtwortverstehen häufiger zu einer MdE von 10% oder 20% führt. Der Anstieg ist jedoch moderat. Außerdem werden die Hörschäden im Bereich der beginnenden bis knapp geringgradigen Schwerhörigkeit mittels der Drei-Frequenz-Tabelle von Röser - entsprechend dem neuen Königsteiner Merkblatt von 1996 - deutlich günstiger bewertet. Eine MdE von 10% wird nach dem Königsteiner Merkblatt eher erreicht als früher.

Summary

Background: Occupational hearing loss is the most accepted occupational disease. The assessment should be conducted in accordance with the „Königsteiner Merkblatt” which appeared in the fourth completely revised edition in 1996. Determination of degree of disability is mainly based on speech audiometry. Adapted complete word understanding is most important. In special cases only sinus-tone audiometry is used for the assessment. Knowledge about common and uncommon schedules is important for the assessment. Methods and patients: The results of 200 audiometrical examinations in case of professional hearing loss have been evaluated with eight different schedules. Four of these schedules for determination of hearing loss are based on sinustone audiometry. Boenninghaus and Röser's schedule uses speech audiometry under consideration of simple and adapted complete word understanding. Lehnhardt's schedule uses sinustone and speech audiometry for determination of degree of disability. Further on it is shown that the complete word understanding is the most important parameter for the quantitative determination of permanent noise induced hearing loss. It is even possible to determine the degree of disablement only using the complete word understanding. For all cases, the eight schedules were used to calculate the average hearing loss and the average degree of disability. Further on it was shown in how many cases - according to each schedule - a degree of disability of less than 10%, 10 to 15%, 20%, and more than 20% was calculated. Results and conclusion: Comparing these eight schedules, it was shown that the use of adapted complete word understanding increases the number of cases with 10% and 20% degree of disability. Using Röser's schedule of 1980, the number of minimal handicap increases. With the new „Königsteiner Merkblatt” a 10% degree of disability is reached more easily than it was previously

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