Dtsch Med Wochenschr 2000; 125(7): 182-185
DOI: 10.1055/s-2007-1024016
Kasuistiken

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Retraktile Mesenteritis nach Resektion eines Meckelschen Divertikels*

Retractile mesenteritis after resection of Meckel's diverticulumP. Holzberger1 , M. Türtscher2 , F. Stoß3
  • 1Universitätsklinik für Chirurgie, Klinische Abteilung für Allgemeine Chirurgie I (Vorstand: Univ. Prof. Dr. F. Gschnitzer) der Universität Innsbruck
  • 2Institut für Pathologie (Vorstand: Prof. Dr. G. Breitfellner) des Landeskrankenhauses Feldkirch
  • 3Abteilung für Chirurgie (Vorstand: Prof. Dr. F. Stoß) des Krankenhauses der Stadt Dornbirn
*Herrn Universitätsprofessor Dr. Franz Gschnitzer zum 70. Geburtstag und zu seiner Emeritierung gewidmet
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Publication Date:
25 March 2008 (online)

Zusammenfassung:

Anamnese und klinischer Befund: Ein 22jähriger Mann wurde mit Schmerzen im Epigastrium und galligem Erbrechen stationär aufgenommen. Der Patient war nie ernsthaft krank gewesen.

Untersuchungen: Die klinische Untersuchung des Abdomens ergab einen leichten Druckschmerz im Epigastrium sowie eine verminderte Darmperistaltik. Sowohl sonographisch als auch radiologisch waren Zeichen des Dünndarmileus zu erkennen.

Therapie und Verlauf: Da es auf konservative Therapie zu einer Verschlechterung gekommen war, wurde nach wenigen Stunden die Indikation zur Laparotomie gestellt. Ursache war ein invaginiertes Meckelsches Divertikel. Postoperativ trat erneut ein Dünndarmileus auf, so daß eine Relaparotomie notwendig war. Ein verbackenes Dünndarmkonvolut mußte reseziert werden, jedoch ergab sich kein Hinweis auf Anastomoseninsuffizienz! Auch kam es nach diesem Eingriff zu keiner Besserung. Eine weitere Operation wurde notwendig, hierbei fand man ein deutlich verkürztes und 3 cm dickes Mesenterium. Histologisch wurde hier erstmals die Diagnose retraktile Mesenteritis Stadium III gestellt. Bei der weiteren Aufarbeitung der vorhergehenden histologischen Präparate fand man die Stadien I und II der retraktilen Mesenteritis. Erst nach Einleiten einer hochdosierten Kortikoidtherapie kam es zu einer langsamen Besserung und in der Folge Beschwerdefreiheit des Patienten.

Folgerungen: Die retraktile Mesenteritis ist eine äußerst seltene gutartige Erkrankung des Mesenteriums, fast immer wird sie durch abdominelle Schmerzen charakterisiert und durch Probeentnahmen nach explorativen Laparotomien diagnostiziert. Auch ist eine Kortikosteroidtherapie als Therapie der Wahl bei der retraktilen Mesenteritis angezeigt.

Abstract:

History and admission findings: A 22-year-old man who had never been seriously ill previously was admitted because of epigastric pain and vomiting of bile.

Investigations: He had slight pain on pressure over the epigatric region and decreased intestinal peristaltic sounds. There was evidence of ileus of the small intestine both by ultrasound and radiologically.

Treatment and course: As the patient's condition deteriorated on conservative treatment, an exploratory laparotomy was performed. It revealed an invaginated Meckel's diverticulum. Ileus of the small intestine recurred postoperatively, requiring relaparotomy. A glued-together volvulus of the small intestine had to be resected, even though there was no sign of an anastomotic leak. But there was no postoperative improvement. A third operation revealed a clearly shortened and 3 cm-thick mesentery which showed a stage III retractile mesenteritis. Histological reexamination of the specimens resected at the previous operations revealed stage I and II retractile mesenteritis. The patient's condition slowly improved on high doses of corticosteroids and he ultimately became symptom-free.

Conclusions: Retractile mesenteritis is a very rare benign disease of the mesentery, almost always causing abdominal pain and diagnosed histologically by exploratory laparotomy. Administration of corticosteroids is the treatment of choice.

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