Dtsch Med Wochenschr 2000; 125(34/35): 1017-1019
DOI: 10.1055/s-2000-7062
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Xenotransplantation und gesellschaftliche Risiken

G. Gubernatis, H. Kliemt
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Publication Date:
31 December 2000 (online)

Das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) hat in einem Bericht [7] einen »für Deutschland umfangreichen und substanziellen Orientierungs- und Handlungsbedarf im Bereich der Xenotransplantation erkennen lassen,... die Wissenschaftsgemeinschaft aufgefordert, sich dringend einer umfassenden Überprüfung und Bewertung des Forschungs- und Entwicklungsstandes anzunehmen,... eine angemessene Regulierungsstrategie zu entwerfen..., darüber hinaus die möglichen Auswirkungen der Implementierung der Xenotransplantation auf das bestehende Transplantationssystem zu einem zentralen Thema der Forschung zu machen.«

Es ist sinnvoll, dieser Aufforderung nachzukommen; denn es ist realistisch anzunehmen, dass die Xenotransplantation in absehbarer Zeit als Behandlungsverfahren am Menschen auf breiterer Front erprobt werden wird. Die häufig geäußerte Hoffnung, mit der klinischen Einführung der Xenotransplantation würden sich die Probleme der Transplantationsmedizin - vor allem der Mangel an Spenderorganen und die dadurch bedingten Probleme einer gerechten Verteilung der knappen Organe - gleichsam von selbst lösen, wird nicht zwangsläufig in Erfüllung gehen. Insbesondere ist zu klären, ob es nicht unter Umständen durch die Einführung der Xenotransplantation eines bestimmten Organes sogar zu einer Verschlechterung der Transplantationssituation bei anderen Organen - zumindest vorübergehend und für die Zeit, in der es für sie noch keine Xenotransplantationsmöglichkeit gibt - kommen kann.

Literatur

  • 1 Breyer F, Kliemt H. Solidargemeinschaft der Organspender: Private oder öffentliche Organisation?. In: P. Oberender (Hrsg.): Transplantationsmedizin (Gesundheitsökonomische Beiträge) Nomos, Baden-Baden 1996: 135-160
  • 2 Bundesärztekammer . Stellungnahme des Wissenschaftlichen Beirates der Bundesärztekammer zur Xenotransplantation.  Deutsches Ärzteblatt. 1999;  96 B1541-1547
  • 3 Frey B S. Not Just For the Money. An Economic Theory of Personal Motivation. Edward Elgar, Cheltenham 1997
  • 4 Gubernatis G, Kliemt H. Solidarität und Rationierung in der Organtransplantation.  Transplantationsmedizin. 1999;  11 4-13
  • 5 Krauthammer C. Yes, Let¿s Pay for Organs.  Time. 1999;  15✓ 68
  • 6 Lederberg J. Moribunt patient’s trust is at stake - heart transfer poses grim decisions. Washington Post December 10 1968
  • 7 Petermann T H, Sauter A. TA-Monitoring »Xenotransplantation«. Arbeitsbericht Nr. 64 des Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) Dezember 1999: 93-95

Prof. Dr. med. G. Gubernatis

Geschäftsführender Arzt der Deutschen Stiftung Organtransplantation für das Land Niedersachsen

Stadtfelddamm 65

30625 Hannover

Prof. Dr. phil. H. Kliemt

Gesamthochschule Duisburg Fachbereich Philosophie


47057 Duisburg

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