Neuroradiologie Scan 2011; 1(1): 15
DOI: 10.1055/s-0030-1256908
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Yu SCH, Leung TWH, Hui JWY et al. Angioplasty and stenting of atherosclerotic middle cerebral arteries with wingspan: evaluation of clinical outcome, restenosis, and procedure outcome. AJNR Am J Neuroradiol 2011; 32: 753 – 758

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Publication Date:
12 October 2011 (online)

Angioplastie: Auch Stenosen der A. cerebri media mit Stent versorgbar

Die A. cerebri media (ACM) ist eine häufige Lokalisation bei Stenosen intrakranieller Gefäße, ist jedoch peripherer lokalisiert und von kleinerem Kaliber als andere gewöhnliche Stenosegefäße. Daher stellt sie größere technische Ansprüche an eine Angioplastie mit Stentimplantation. S. C. H. Yu et al. verglichen nun die Stentimplantation der A. cerebri media mit anderen Lokalisationen.

Für die Studie rekrutierten die Autoren Patienten ihrer Klinik, die sich zwischen Februar 2006 und November 2008 einer Angioplastie mit Implantation eines Wingspan-Stents unterzogen. Dabei handelt es sich um einen selbstexpandierenden Nitinol-Stent, der speziell für intrakranielle Stenosen entwickelt wurde und die periinterventionelle Mortalitätsrate von 9,5 auf 4,5 % senken konnte. Einschlusskriterien für die Studie waren unter anderem ein symptomatischer ischämischer Insult bzw. eine TIA, ein intrakranieller Stenosegrad ≥ 70 % bei erstmaliger Symptomatik oder ein Stenosegrad ≥ 50 % bei rezidivierender Symptomatik trotz Therapie. Für ihren Vergleich ordneten die Autoren die Patienten 2 Gruppen zu, nämlich einer Gruppe mit ACM-Stenose und einer Gruppe mit anderer Stenoselokalisation. Primäre Endpunkte waren ein Kompositum aus ipsilateralen Insulten, gesamter Insultrate oder Tod nach 1 Jahr sowie die Rate signifikanter In-Stent-Restenosen nach 1 Jahr. Sekundäre Endpunkte waren die Komplikationsrate innerhalb von 24 h und die Unmöglichkeit, den Eingriff durchzuführen. Nachuntersuchungen der Patienten fanden 1 Jahr lang 1- oder 2-monatlich statt.

Stentimplantation bei einer hochgradigen Stenose der A. basilaris: digitale Subtraktionsangiografie. a Die DSA vor Stentimplantation zeigt eine hochgradige exzentrische Stenose des mittleren Abschnitts der A. basilaris mit poststenotischer Dilatation. b Nach Stentimplantation ist das Gefäßlumen erweitert unter Belassung einer geringen residuellen Stenose. c Die 6-Monats-Kontrollangiografie zeigt eine Lumenreduktion im Stent aufgrund einer Neointimaproliferation, jedoch keine hochgradige Restenose (Bild: Du Mesnil de Rochemont R, Berkefeld J, Buchkremer M et al. Fortschr Röntgenstr 2006; 178: 96 – 102).

An der Studie nahmen 47 Männer und 13 Frauen im Durchschnittsalter von 64,3 Jahren teil, von denen 44 einen Insult und 16 eine TIA zeigten. 35 Patienten hatten eine Stenose der ACM und bildeten die Interventionsgruppe, 25 Patienten mit anderen Lokalisationen bildeten die Kontrollgruppe. Insgesamt betrug der durchschnittliche Stenosegrad 76,0 % und schwankte zwischen 52,3 und 95,7 %. In der Interventionsgruppe lag dieser Wert bei 78,4 % und damit signifikant höher als in der Kontrollgruppe, in der er 72,5 % betrug. Bezüglich des Behandlungsergebnisses nach 1 Jahr zeigte sich im Hinblick auf den primären Endpunkt zwischen den beiden Gruppen kein statistisch signifikanter Unterschied, die Restenoseraten lagen bei 10 % (Interventionsgruppe) bzw. 10,5 % (Kontrollgruppe). Auch die Komplikationsraten nach 24 h waren in beiden Gruppen mit 2,9 und 4 % vergleichbar, die Versagerquoten betrugen 2,9 und 0 %. Die TIA-Raten während der Prozedur lagen bei 8,6 bzw. 4 %, die Schlaganfall- und Mortalitätsraten nach 30 Tagen bei 5,7 bzw. 12,0 % und nach 1 Jahr bei 14,3 bzw. 12 % (alle Unterschiede nicht signifikant).

Fazit
Im Hinblick auf Sicherheit der Prozedur, Behandlungsergebnis und Restenoserate fand sich bei Stentimplantationen aufgrund von zerebralen Gefäßstenosen kein signifikanter Unterschied zwischen AMC und anderen Gefäßlokalisationen, so die Autoren.

Dr. Johannes Weiß, Bad Kissingen

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