Dtsch Med Wochenschr 1919; 45(46): 1273-1275
DOI: 10.1055/s-0028-1138126
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Kann die Sachs-Georgi- und Meinicke-Reaktion die Wassermann-Reaktion in jedem Fall ersetzen?

K. Merzweiler
  • Aus dem Hygienischen Institut der Universität Freiburg i. Br. (Direktor: Geheimrat M. Hahn.)
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Publication Date:
16 July 2009 (online)

Zusammenfassung

Die M.R. gibt in einer großen Zahl von Fällen mit Wa.R. übereinstimmende Resultate. Bei der angewandten Versuchsanordnung sind jedoch sicher unspezifische Resultate in 12% der Fälle festgestellt. Der positive Ausfall der M.R. ist somit nicht absolut für Lues beweisend, wenigstens nicht in dem Maße wie die Wa.R. und S.G.R. Entsprechend den Ausführungen über die S.G.R. ist kein Fall beobachtet, bei dem ein Serum eines Nichtluetikers zugleich nach der M.R. und S.G.R. positiv reagierte. In den Fällen, in denen bei Lues Wa.R. negativ ausfiel, die S.G.R. aber positiv, ist vorwiegend auch die M.R. positiv ausgefallen, was jedoch in Anbetracht der möglichen Unspezifizität der M.R. in praxi ohne Bedeutung ist: man kann die S.G.R. nicht durch die M.R. kontrollieren. Eine Ausführung der M.R. gleichzeitig mit der S.G.R. ergibt somit keine Vorteile, während die Ausführung der S.G.R. neben der Wa.R. in Differenzfällen sehr wohl eine klinische Diagnose stützen kann.

Die im Titel gestellte Frage wäre hiernach folgendermaßen zu beantworten: a) in der abgegebenen Versuchsanordnung (Extr. d. Kaiser Wilhelm-Instituts Berlin-Dahlem) kann die M.R. die Wa.R. nicht ersetzen, weil die Zahl der nicht ausflockbaren Seren, die nicht verwertbar sind, größer ist als die durch Eigenhemmung für Wa.R. nicht brauchbaren; b) ferner, weil sie auch in größerem Prozentsatz als die Wa.R. unspezifisch positive Resultate gibt, die nicht, wie bei der Wa.R., an bestimmte andere klinisch erkennbare Krankeiten geknüpft sind, wenigstens ist am bearbeiteten Material eine solche Abgrenzung nicht möglich, ohne die Verwertbarkeit überhaupt auszuschließen. (Für Liquorreaktion ist nach Angaben Meinickes eine Verwendung unmöglich.)

Die S.G.R. ist an sich als Ersatz der Wa.R. durchaus geeignet; sie hat bei der angegebenen Versuchsanordnung der Wa.R. sogar öfters etwas befriedigendere Resultate gegeben in bezug auf die klinische Diagnose. Die beobachtete Tatsache aber, daß die Seren ihr Verhalten gegen zwei Extrakte nach fünftägiger Aufbewahrung im Eisschrank, und zwar in verschiedener Weise, geänderthaben, läßt die Brauchbarkeit der S.G.R. in kleineren Laboratorien, die nur einmal wöchentlich untersuchen, als sehr fraglich erscheinen, weil sowohl die zu untersuchenden wie die Kontrollseren öfter das zulässige Alter überschritten haben werden.

Das Verdienst Meinickes, die Frage einer leicht ausführbaren Ausflockungsreaktion durch seine Arbeiten wieder, ins Rollen gebracht zu haben, bleibt durch diese Feststellungen unberührt. Es ist nicht ausgeschlossen, daß die Resultate der M.R. durch Einführung eines gleichmäßig wirkenden Extraktes noch wesentlich verbessert werden können.

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