Dtsch Med Wochenschr 1919; 45(35): 959-964
DOI: 10.1055/s-0028-1137973
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Zur Gesichtsplastik mit besonderer Berücksichtigung der Nasenplastik1)

Mit einer KunstbeilageJ. Joseph in Berlin 1) Nach einem Vortrage, gehalten in der Berliner med. Ges. am 11. XII. 1918 u. 29. I. 1919, mit Krankenvorstellung und Lichtbildern.
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
16. Juli 2009 (online)

Zusammenfassung

Als Neuerungen empfehle ich auf Grund meiner Erfahrungen:

  1. Die Rhinoplastik aus der lateralen Wangenhälfte (die präaurikulare Wangenlappenbildung) vorzugsweise bei Männern für den Ersatz von kleinen und großen Nasenhautdefekten, und zwar bei Defekten der unteren, mittleren und oberen Nasenpartie, bei Defekten der Nasenwurzel, sowie zur Verlängerung zu kurzer (geschrumpfter) Nasen. Bei großen, besonders bei totalen Nasenhautdefekten empfehle ich, die Methode doppelseitig auszuführen. (Bei Frauen ist in der Regel die Rhinoplastik aus dem Arm vorzuziehen.)

  2. Das zugleich fehlende Septum bei Anwendung dieser Methode aus der Ernährungsbrücke des Wangenlappens zu bilden.

  3. Bei durchgehendem Defekt des mittleren Querstücks (scheinbarem Defekt der unteren Nasenpartie) empfehle ich — nach Herabholung der nach oben dislozierten Teile der unteren Nasenpartie — zunächst die fehlende Schleimhaut durch Herunterklappen der oberen Nasenhaut und Annähen derselben an den inneren Wundrand der herabgezogenen unteren Nasenpartie zu ersetzen. Erst dann ist die große äußere Wundfläche (der Gesamthautdefekt) je nach den Besonderheiten des Falles aus der Stirn, der Wange oder dem Arm zu decken.

  4. Ebenso empfehle ich, bei totaler und subtotaler Rhinoplastik zunächst die in großem Umfang fehlende Schleimhaut durch Umklappen von Hautlappen aus den angrenzenden Wangenpartien zu ersetzen, derart, daß deren Hautoberfläche nach innen, die Wundfläche nach außen gerichtet ist und daß einer der beiden Wangenlappen die untere, der andere die obere Hälfte der fehlenden Nasenschleimhaut ersetzt. Erst dann wird die äußere Haut aus Stirn, Arm oder Wange gebildet.

  5. Bei Nasenflügeldefekten die gesonderte Bildung der Innenwand des fehlenden Nasenflügels durch Herabklappen eines der darüber liegenden Nasenhaut entnommenen Hautlappens, über den dann Stirn-, Wangen- oder Armhaut gepflanzt wird.

  6. Die fehlende oder durch Schrumpfung stark verkleinerte (Kinder-)Nasenspitze aus der Ernährungsbrücke des bereits überpflanzten Stirnlappens zu bilden.

  7. Schmale Nasenspitzendefekte empfehle ich, durch gestielte Hautlappen aus der Haut des Nasenrückens zu bilden.

  8. Den sekundären Stirnhautdefekt empfehle ich sofort durch einen oder zwei gestielte, genügend große Lappen aus der Nachbarschaft zu decken.

  9. Bei Plattnasen und bei neu gebildeten Nasen empfehle ich, zur Erzielung der normalen Profilhöhe nötigenfalls zwei bis drei Knochen übereinander in Keilform zu legen.

  10. Bei Nasen- und anderen Gesichtsdefekten empfehle ich in Fällen, in denen die anderen Methoden versagt oder unzulänglich gewirkt haben, als Ultimum refugium die Transplantation aus der äußeren Oberarmhaut unter entsprechender Abänderung der Armhaltung (Ellenbogen vor das Kinn, Hand auf die andere Schulter).

  11. Totale Oberlippendefekte empfehle ich in der Regel durch beiderseits entnommene, spitz zulaufende Wangen-Halshautlappen zu korrigieren, im Notfalle durch einen von einem Ohr bis zum anderen reichenden Brücken-Kopfhautlappen. Das fehlende Lippenrot rate ich aus der Schleimhaut der Unterlippe zu bilden.

  12. Ober- und Unterlid erforderlichenfalls aus der Stirnhaut — bei Kombination von Nasen- und Liddefekten diese aus der Ernährungsbrücke des bereits auf die Nasengegend transplantierten Stirnlappens zu bilden.

  13. Bei komplizierten Gesichtsdefekten empfehle ich die obengenannte Analyse des Falles zu machen, welche den sichersten Aufschluß über die im speziellen Falle erforderliche Art, Größe und Gestalt des Ersatzmaterials gibt.

    >