Dtsch Med Wochenschr 1925; 51(25): 1020-1023
DOI: 10.1055/s-0028-1136848
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Zur klinischen Fehldiagnose des Krebses innerer Organe

Fritz Munk, P. Neumann
  • Aus dem Krankenhaus der Diakonissenanstalt Paul Gerhardt-Stift in Berlin
Further Information

Publication History

Publication Date:
22 August 2009 (online)

Zusammenfassung

Die Mehrzahl der klinisch nicht diagnostizierten Karzinome innerer Organe findet sich bei Patienten, bei denen eine vollständige klinische Untersuchung durch die Kürze der Zeit (Tod bald nach der Aufnahme) oder infolge des schlechten Allgemeinzustandes (bedingt auch durch andere Erkrankungen, z. B. Coma diabeticum), namentlich aber infolge eines allgemeinen Schwächezustandes bei sehr alten Patienten, nicht möglich ist. In der Hauspraxis spielen diese Momente naturgemäß noch eine größere Rolle und erklären das von Lubarsch betonte Mißverhältnis zwischen der Allgemein- und der Obduktionsstatistik.

Wie auch unsere Fälle zeigen, wird die „Altersschwache” oder „Arteriosklerose” viel zu häufig als Ursache einer zunehmenden Kachexie und des Todes bei Greisen angesprochen. Bei den ohne oder mit nur geringen lokalen Erscheinungen im späten Alter auftretenden Tumoren kommen das Prostata-, Bronchial-, aber auch das Magenkarzinom, bei Frauen Geschwülste des Genitalapparates hauptsächlich in Betracht.

Unter den trotz eingehender klinischer Untersuchung mit allen modernen Methoden unsicheren und namentlich in Hinsicht auf die Lokalisation des Tumors unvollkommenen Diagnosen stehen die Tumoren in der rechten oberen Bauchgegend, die meist sehr expansiven großen Tumoren der rechten Niere und die von der Gallenblase und dem Pankreas ausgehenden Karzinome an erster Stelle. Hier muß von dem Röntgenverfahren und trotz der Kostspieligkeit von der Röntgenographie (Aufnahme mehrerer Platten!) weitgehend Gebrauch gemacht werden.

    >