Dtsch Med Wochenschr 1924; 50(40): 1369-1371
DOI: 10.1055/s-0028-1133897
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Ueber die wirksamen Substanzen des Corpus luteum und der Plazenta

Otfried O. Fellner in Wien
  • Aus den Universitäts-Institut für experimentelle Pathologie in Wien. (Vorstand: weil. Hofrat Prof. R. Paltauf.)
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Publication Date:
22 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Aus diesen Versuchen, geht also klar hervor, daß es 1. nicht zwei wachstumsfördernde Substanzen gibt, von denen die eine positiv und die andere negativ reagiert, sondern nur ein wachstumsförderndes Lipoid, das bei entsprechenden Mischungsverhältnissen zum Teil ins Wasser übergeht, bei nicht zweckentsprechender Darstellung zum größten Teile; 2. daß das wachstumsfördernde Lipoid aus Corpus luteum und Plazenta stets positiv reagiert (Blutgerinnung verzögernd) und die negative Reaktion (Blutgerinnungsverlangsamung) Eigenschaft eines nichtlipoiden Stoffes, wahrscheinlich eines Amins ist, das im Wasser löslich ist und keine wachstumsfördernde Wirkung hat; daß 3. kein Unterschied besteht zwischen den einzelnen Stoffen aus dem Corpus luteum und der Plazenta, daß vielmehr das Lipoid aus der Plazenta ganz dieselbe Wirkung hat wie das aus dem Corpus luteum, und daß schließlich der Unterschied zwischen Sekretion des Corpus luteum und der Plazenta nicht darin seine Ursache hat, daß gleiche chemische Stoffe produziert werden, die verschiedene Wirkung haben, sondern daß dieselben Stoffe, aber in einem geänderten wechselseitigen quantitativen Verhältnis, produziert werden.

Meine Versuche am Menschen sind noch nicht zahlreich genug, um ein sicheres Urteil fällen zu können. Ferner mahnen die schon oben angeführten Einwände zu größter Vorsicht bei Beurteilung der Erfolge am Menschen, insbesondere hinsichtlich Blutungserzeugung und Blutungshemmung. Daher möchte ich mit aller Vorsicht die Vermutung äußern, daß das Lipoid, welches die Blutgerinnung verzögert, aber stark hyperämisierend wirkt, Blutung erzeugt, daß das wasserlösliche Amin die Blutung hemmt, wenn es auch die Blutgerinnungszeit verlängert. Es ist mir nämlich einige Male gelungen, bei langdauerndem Menstruationsstillstand durch Injektionen, Suppositorien, aber auch durch orale Einverleibung einer Verbindung des Lipoids Blutung zu erzeugen; anderseits durch das Amin Blutung zu hemmen. Auch Vergrößerung der Brustdrüse erzielte ich mit dem waserunlöslichen Anteil, dem reinen Lipoid der Plazenta, während Wintz dies mit dem wäßrigen Anteil erzielte. Das Wesentliche liegt eben nicht in dem Schütteln des Chloroformextraktes mit Wasser, sondern in der Reindarstellung und in den Mengenverhältnissen de Lipoids zum Chloroform und' zum Wasser. Bei richtiger Methode kann man so das reine Lipoid und das reine Amin darstellen. Glänzend wirkt das Lipoid bei klimakterischen Beschwerden und bei Unterentwicklung des Uterus.

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