Dtsch Med Wochenschr 1924; 50(8): 232-234
DOI: 10.1055/s-0028-1133240
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Untersuchungen über die Aetiologie der Masern1)

G. Caronia
  • Aus der Kinderklinik der K. Universität in Rom
1) La Pediatria 1921 H. 24; 1922 H. 1 u. 1923 H. 14.
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Publication Date:
23 August 2009 (online)

Zusammenfassung

  1. Aus dem Blute, aus dem Knochenmarke, dem Filtrate des nasopharyngealen Sekretes, der Zerebrospinalflüssigkeit von masernkranken, im prodromalen oder im exanthematischen Stadium sich befindenden Kindern wurde in Kultur auf besonderen katalytischen Nährböden und in Anaërobiose die Entwicklung von sehr kleinen Mikroorganismen erhalten, welche, von runder Form, zu zwei und zwei nach Art der Diplokokken angeordnet sind.

  2. Dieser Mikroorganismus geht sicher in seinem Lebenszyklus durch eine ultramikroskopische Phase hindurch, weil er aus dem Filtrate des nasopharyngealen Sekretes bis zur mikroskopischen Phase gezüchtet werden kann und weil er in Kultur aus dem Filtrate von schon entwickelten Kulturen erhalten werden kann.

  3. Aehnliche Mikroorganismen können im Knochenmarke der in der exanthematischen Periode sich befindenden Masernkranken und im konjunktivalen und nasopharyngealen Sekrete gefunden werden.

  4. Das Blutserum von Masernkranken ist besonders in der exanthematischen Periode und in der Rekonvaleszenz sehr reich an für den in Kultur erhaltenen Keim spezifischen Agglutininen, Ambozeptoren, Opsoninen.

  5. Die endovenöse Einspritzung von starken Blutdosen Masernkranker in junge Kaninchen verursacht ein den menschlichen Masern ähnliches Krankheitsbild. Aus dem Blute der so infizierten Tiere wird in Kultur derselbe Keim erhalten, der aus den Masernkranken isoliert wird, und in ihrem Blutserum bilden sich spezifische Antikörper gegen den aus dem Menschen isolierten Keim.

  6. Die endovenöse Inokulation großer und wiederholter Dosen von reich entwickelten Kulturen verursacht bei jungen Kaninchen oft eine Krankheitsform, die den Masern sehr ähnlich ist und die Tiere manchmal zum Exitus führt. Bei diesen so infizierten Tieren ist das Ergebnis der morphologischen, serologischen und kulturellen Untersuchungen demjenigen, das bei den Masernkranken erhalten wurde, sehr ähnlich.

  7. Die Inokulation von inaktivierten oder abgeschwächten Kulturen in gesunde Kinder verursacht Immunität gegen die Masern und kein Krankheitszeichen.

  8. Die Inokulation hoher und wiederholter Dosen von reich entwickelten Kulturen verursacht dagegen bei gesunden Kindern eine typische, obwohl abgeschwächte Form der Masern.

    Demnach halten wir uns durch die Ergebnisse unserer Untersuchungen, die wir kurz mitgeteilt haben und über die Dr. Sindoni bald ausführlich berichten wird, für berechtigt, den von uns aus Masernkranken isolierten und beschriebenen Mikroorganismus als den spezifischen Erreger der Masern anzusehen.

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