Dtsch Med Wochenschr 1923; 49(31): 1007-1009
DOI: 10.1055/s-0028-1132312
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Zur Herzbehandlung bei Erkrankungen der Koronargefäße1)

Hans Guggenheimer
  • Aus der III. Medizinischen Klinik der Universität in Berlin. (Direktor: Geh.-Rat Goldscheider.)
1) Vortrag, gehalten am 18. VI. 1923 im Verein für innere Medizin u. Kinderheilkunde.
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
26. Mai 2009 (online)

Zusammenfassung

Die bisher experimentell noch nicht genügend begründete peripherische vasodilatatorische Wirkung der Purinderivate auf die Kranzgefäße darf nach meinen Untersuchungen mit Sassa und I wai als gesichert gelten. Es gelang uns auch, im Tierexperiment die potenzierte Beeinflussung der Herzdurchströmung durch die Kombination Theophyllin-Aethylendiamin, die im Euphyllin vorliegt, zu erweisen, wodurch die von mir bereits seit Jahren am Krankenbett erprobte besondere Wirksamkeit der intravenösen Anwendung des Euphyllins bei gestörtem Koronarkreislauf ihre experimentelle Bestätigung findet. Arteriosklerotische Herzerkrankungen mit ihren verschiedenartigen Symptomenbildern, wie Angina pectoris, Asthma cardiale, Ueberleitungsstörungen, sind durch genügend hohe Dosen von Purinderivaten, am wirksamsten oft durch wiederholte intravenöse Euphyllininjektionen im Rahmen der sonst üblichen Behandlung infolge der dadurch herbeigeführten besseren Durchblutung des Koronarkreislaufs günstig zu beeinflussen. Große Dosen von Purinderivaten können auch notwendig sein, um einen gegenüber Digitalis im Stadium der Lähmung befindlichen Herzmuskel überhaupt erst wieder für Digitalis ansprechbar zu machen. Noch wichtiger und schärfer umgrenzt ist der Indikationsbereich der Theobrominpräparate im Stadium latenter oder relativer Herzinsuffizienz älterer, auf Kardiosklerose verdächtiger Leute, wenn Digitalis bei fehlender abnormer Blutverteilung oder wegen vorwiegender Myodegeneratio cordis nicht nur wirkungslos, sondern manchmal bei Koronarsklerose mit hochgradiger Schädigung der Blutversorgung des Herzens wegen seiner in größeren Dosen vasokonstriktorischen Wirkung geradezu kontraindiziert ist. Die Ueberlegung, wie grundsätzlich wichtig häufig die Schaffung günstigerer Ernährungsbedingungen, die Herbeiführung einer besseren Durchblutung des erkrankten Herzmuskels ist, wenn es gilt, eine Herzmuskelinsuffizienz zu beseitigen und weiterhin prophylaktisch gegen neuerliches Versagen eine Speicherung von Reservekräften zu erzielen, sollte mehr als bisher bei der planmäßigen Anwendung von Purinderivaten als koronargefäßerweiternde Mittel unser therapeutisches Handeln beherrschen.

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