Dtsch Med Wochenschr 1923; 49(3): 71-73
DOI: 10.1055/s-0028-1131791
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Erfahrungen bei der Blutdruckmessung nach Korotkow1)

 Rumpf in Bonn 1) Vortrag, gehalten in der Medizinischen Sektion der Niederrheinischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde in Bonn am 10. Juli 1922.
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
26. Mai 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Die auskultatorische Blutdruckmessung nach Korotkow bietet durch die Leichtigkeit der Anwendung gewisse Vorzüge vor anderen Methoden.

2. Die Werte des Minimaldrucks schwanken beim gesunden Erwachsenen, wie auch frühere Untersucher zum Teil mit anderen Methoden fanden, zwischen 50 und 70 mm Quecksilberdruck, diejenigen des Maximaldrucks zwischen 100 und 130 mm Hg. Nur vereinzelt und nur bei schwächlichen, zartarmigen Menschen findet sich ein Maximaldruck unter 100 mm.

3. In Erregungszuständen kann der Maximaldruck auch über 160 mm ansteigen, ohne daß ein Nierenleiden vorliegt.

4. Die durch Auskultation und Palpation gewonnenen Blutdruckwerte differieren in der Regel nur unwesentlich. Beim Gesunden wird häufig der auskultatorische Blutdruck etwas hoher gefunden. In einer Reihe von Fällen, bei welchen Arteriosklerose der Armarterien und zum Teil auch der übrigen Blutgefäße diagnostiziert werden mußte, schwindet der Gefäßton wesentlich früher als die Pulswelle in der Arteria radialis. Man wird in solchen Fällen die geminderte Elastizität der Arterie für das frühzeitige Schwinden des Tons in Anspruch nehmen müssen.

5. Die Differenz zwischen Minimaldruck und Maximaldruck beträgt beim gesunden Erwachsenen im Durchschnitt 50 mm. In Krankheitsfällen wurde eine Differenz bis zu 180 mm (Aorteninsuffizienz) beobachtet. Man wird bei erhöhter Differenz stets an eine Schädigung des Herz- und Gefäßsystems einschließlich der Nieren denken müssen. Doch läßt sich das Symptom nur unter Berücksichtigung der übrigen klinischen Befunde, insbesondere auch des Minimal- und Maximaldrucks, verwerten.

6. Fälle von irregulärem und inäqualem Puls geben auskultatorisch einen charakteristischen Befund, indem die geschwächten systolischen Wellen schon bei niederem Druck den Ton ausfallen lassen und nur einzelne bei zunehmendem Druck noch bleibende Töne den Maximaldruck der stärksten systolischen bestimmen lassen.

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