Dtsch Med Wochenschr 1913; 39(7): 300-304
DOI: 10.1055/s-0028-1128093
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Zur Entwicklung der Nebennierenrinde2)

M. Landau
  • Aus dem Pathologischen Institut in Freiburg i. B. (Direktor: Prof. Aschoff.)
2) Nach einem Vortrag, gehalten in der Freiburger medizinischen Gesellschaft am 19. November 1912.
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Publication Date:
26 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Die menschliche Nebenniere zeichnet sich gegenüber der der Säugetiere durch einen bedeutenden Windungsreichtum sowie durch die stärkere Entwicklung des Rindengewebes in der Umgebung der großen Markvenen aus. Es kommt dies dadurch zustande, daß während der zweiten Hälfte der Embryonalzeit eine tiefe Furchung entlang der Zentralvene des Organes erfolgt. Die auf diese Weise in die Tiefe gelangten Teile des peripherischen Rindengewebes bilden eine kontinuierliche Fortsetzung des letzteren; sie halten der Degeneration der inneren Rindenschichten während der ersten Periode des extrauterinen Lebens stand.

Das stärkere Wachstum in der ersten Hälfte der intrauterinen Entwicklung, die tieferen Furchungsprozesse in der zweiten Hälfte, die Degeneration der inneren Rindenteile nach der Geburt — sind Characteristica des menschlichen Interrenalorganes. Durch diese eben unterscheidet es sich von dem der Säugetiere und zeigt somit gegenüber diesem einen phylogenetischen Fortschritt, wie er in solchem Maße an keinem anderen inneren Organe, außer dem Gehirn, zu beobachten ist. Zu dieser Analogie gesellt sich die weitere, daß bei gewissen Hirnmißbildungen (Anenzephalien) es namentlich die Nebennierenrinde ist, die hypoplastisch befunden wird.

Durch die Furchungsprozesse und die „Degeneration” kommt der Windungsreichtum der menschlichen Nebennierenrinde zustande. Dank diesem Windungsreichtum, der eine dritte Analogie mit dem Gehirn darstellt, wird die äußere und innere Oberfläche der Nebennierenrinde, mithin auch die Kontaktfläche mit dem Nebennierenmark vergrößert. Die Bedeutung dieser Tatsache für die Korrelation zwischen der Nebennierenrinde und dem parasympathischen, mittelbar also auch dem sympathischen System, ist ersichtlich.

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