Dtsch Med Wochenschr 1926; 52(40): 1687-1689
DOI: 10.1055/s-0028-1127732
Praktische Chirurgie

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Ueber Behandlung von Röntgengeschwüren

Erich Sonntag
  • Direktor der Chirurgischen Poliklinik der Universität Leipzig
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Publication Date:
22 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Das beste Mittel im Kampf gegen das Röntgengeschwür bleibt naturgemäß nach wie vor die Prophylaxe; durch sachgemäße Röntgenbestrahlung in fachmännischer Hand mit entsprechender Dosierung und Schutzvorrichtung wird es hoffentlich gelingen, das Uebel künftig zu vermeiden oder doch zu beschränken. Während aber früher der Satz galt: „Beim Röntgenulkus ist die Prophylaxe alles, die Therapie bisher nichts”, kann man heute sagen, daß sich das Röntgenulkus in den meisten Fällen wohl heilen läßt. Die sicherste und schnellste Behandlung ist zweifellos die chirurgische; man wird sich wegen der Schmerzen und Arbeitsbehinderung sowie Karzinomgefahr zur Operation nicht zu spät entschließen, wenn die konservative Therapie nicht bald zum Ziele führt. Das Normalverfahren ist die Exzision des Ulkus weit im Gesunden mit Nahtvereinigung oder Plastik durch gestielten Hautlappen oder nötigenfalls durch Epidermistransplantation, wobei man tunlichst Demarkation und Geschwürsreinigung abwarten bzw. anstreben muß. An den Fingern kann Gliedabsetzung ratsam sein, lieber die Sympathektomie sind die Akten noch nicht geschlossen. Für gewisse Fälle, namentlich an Gesicht und Händen, an welchen die chirurgische Therapie nicht durchzuführen ist, kommt die konservative Therapie in Betracht. Zur Anwendung kommen teils chemische Mittel (Höllenstein-, Perubalsam-, Ichthyol- und Pellidolsalbe, Granugenpaste oder -puder oder Granugenol, Dermatol, Albertan, Normosallösung, Kamillentee, Wasserstoffsuperoxyd, Kampferwein), teils physikalische Mittel (Massage, Bäder, Breiumschläge, Glühlicht, Bestrahlungen mit künstlicher Höhensonne, gedämpfte Hochfrequenzströme und vielleicht auch Radium); außerdem sind Gewebsinjektionen mit Novokainlösung und mit Eigenblut zu nennen. Daneben ist Allgemeinbehandlung zu versuchen mit Arsenpräparaten und Reizkörpern. Nicht zu vergessen ist die symptomatische Behandlung mit Bekämpfung der Schmerzen örtlich durch Anästhesinpräparate und allgemein durch Antineuralgika oder Narkotika oder beide kombiniert.

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