Dtsch Med Wochenschr 1939; 65(9): 335-339
DOI: 10.1055/s-0028-1120382
Ärztliche Fortbildung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Zur Diagnose chronischer Infektionsherde am Gebiß

Joachim Kirsch
  • Chirurgischen Klinik am Krankenhaus Nordstadt in Hannover. Chefarzt: Doz. Dr. med. habil. W. König
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Publication Date:
05 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Die Untersuchung auf chronische Infektionsherde am Gebiß sollte zur vollständigen Untersuchung eines jeden Kranken gehören. Ihre Diagnose soll nach Möglichkeit von jedem Arzt gestellt werden können, nur in schwierigen Fällen wird er ohne fachärztliche Untersuchungsmethoden nicht auskommen können. Die Indikation zum Eingreifen soll er aber nicht dem Facharzt allein, der sie oft nur unter dem Gesichtspunkt lokaler Erscheinungen und nicht unter den allgemein-ärztlicher Anzeigen stellt, überlassen. Eine gemeinsame Beratung unter sorgfältiger Darlegung der allgemeinklinischen Erscheinungen wird in allen Fällen die einzusetzende Behandlung bestimmen können.

Es wird auf das Zustandekommen und die klinischen Erscheinungen derjenigen Erkrankungen des Gebisses eingegangen, die als chronische Infekte zu gelten haben. So wird besonders die Paradentose die chronische Pulpitis, die Pulpengangrän und die chronische Periodontitis sowohl in ihrer eitrig fistelnden als auch in ihrer granulierenden Form behandelt.

Wenn auch jeder Zahn, der eine kleine Karies aufweist, ebenso wie jeder gefüllte oder sonst behandelte Zahn eine Gangrän enthalten und diese wiederum zur Bildung eines „Granuloms” geführt haben kann, so sollte man doch bei der Beseitigung dieser oft nur fraglichen Herde eine gewisse Zurückhaltung nicht aufgeben. Wir selbst stellen bei Beurteilung eines solchen Gebisses einen festen Heilplan nach sicher erkrankten und verdächtigen Zähnen auf. Die übrigen Organe, die als chronische Infektionsherde in Frage kommen können, werden dabei selbstverständlich in gleicher Weise durchuntersucht. Zunächst beseitigen wir jeden klinisch und röntgenologisch sicher erkannten Wurzel- oder Paradentoseherd – und sei er noch so klein – auf chirurgischem Wege. – Die Größe eines Herdes läßt auf seine Infektionsfähigkeit für die übrigen Organe keine Schlüsse zu. – Gehen dann die klinischen Erscheinungen noch nicht zurück, extrahieren wir nicht sofort jeden verdächtigen Zahn, sondern entfernen erst bei pulpentoten Zähnen die Füllungen und suchen nach Gangrän. Gegen Zähne, die einwandfrei als erkrankt erkannt wurden, gehen wir allerdings ohne Rücksicht auf die benachteiligte Kaufunktion vor.

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