Dtsch Med Wochenschr 1977; 102(13): 465-470
DOI: 10.1055/s-0028-1104912
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Das »Locked-in«-Syndrom: Pseudokoma bei Basilaristhrombose

The »locked-in« syndrome: pseudocoma in thrombosis of the basilar arteryK. A. Flügel, H. H. Fuchs, K.-F. Druschky
  • Universitäts-Nervenklinik mit Poliklinik Erlangen (Direktor: Prof. Dr. H. H. Wieck)
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Publication Date:
07 April 2009 (online)

Zusammenfassung

Bei pontinen Läsionen mit Tetraplegie und Hirnnervenstörungen einschließlich Trismus und mit Sprechunfähigkeit können die lähmungsbedingte Reaktionslosigkeit und Akinese als Koma fehlgedeutet werden. Bei diesem »Pseudokoma« infolge eines pontinen Querschnittssyndroms kann das Bewußtsein völlig ungestört sein oder eine nur relativ geringgradige Funktionspsychose bestehen. Das erklärt die Diskrepanz zwischen der vermeintlichen Bewußtlosigkeit und einem relativ unauffälligen EEG. Der Begriff »Locked-in«-Syndrom bezeichnet das Unvermögen, sich spontan verständlich zu machen (»Eingeschlossensein«). Das Syndrom wurde bei fünf Patienten beobachtet. Bei typischer Ausprägung sind lediglich vertikale Blick- und Lidbewegungen erhalten. Mit Hilfe der verbliebenen Innervationsmöglichkeiten muß eine Verständigung mit dem Patienten versucht werden. Die Verkennung des Zustands als Koma liegt besonders dann nahe, wenn initial eine Bewußtlosigkeit bestanden hat. Außerdem geht das Krankheitsbild häufig in eine Bewußtseinstrübung über. Das Ausmaß der Verständigung kann durch Vigilanzschwankungen von einer Stunde zur anderen verschieden sein. Ursache eines »Locked-in«-Syndroms ist im allgemeinen eine Basilaristhrombose. Die Symptome sind durch die ischämischen Herde im Hirnstamm, zumal in der ventralen Pons, erklärbar.

Summary

In pontine lesions with tetraplegia and cranial-nerve disturbances — including trismus — and with speech disability paralytic akinesia and loss of reactivity may be misinterpreted as coma. »Pseudocoma« of this kind may be associated with normal consciousness or relatively mild psychological disorders. This explains the discrepancy between a normal EEG (only minor abnormalities) and presumed unconsciousness. The term »locked-in« expresses the patient's inability to communicate. In typical cases there may be only vertical eye movements and blinking. Using remaining innervation facilities, those examining and treating the patient must try to communicate with him. The locked-in state may be mistaken for coma particularly if there had been a preceding episode of unconsciousness. Moreover, the »locked-in« syndrome often passes into a state of unconsciousness or coma. The degree of communication can markedly differ from hour to hour. Most of the cases of this syndrome are caused by basilar artery thrombosis.

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