Laryngorhinootologie 2010; 89(5): 260-261
DOI: 10.1055/s-0030-1254188
Referiert und diskutiert

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Tonsillektomie – Elektrodissektion oder Ultraschallskalpell?

Further Information

Publication History

Publication Date:
10 May 2010 (online)

 

Intraoperativer Blutverlust, postoperative Blutungen und Schmerzen sind wesentliche Kriterien für den Operationserfolg nach Tonsillektomie. Bei welcher Methode die geringsten postoperativen Schmerzen auftreten, hat eine kanadische Arbeitsgruppe untersucht. Otolaryngol Head Neck Surg 2009; 141: 710–715

Die Ursprungshypothese einer geringeren und thermisch weniger belastenden Gewebeabtragung mit dem Ultraschallskalpell als Vorraussetzung für geringere postoperative Schmerzen bestätigte sich nicht. Zu keinem Beobachtungszeitpunkt waren die Beschwerden nach Elektrodissektion (MCT: Monopolar Cautery Tonsillectomy) und Ultraschallabtragung (HST: Harmonic Scalpel Tonsillectomy) wesentlich verschieden.

Cushing et al. operierten 88 Patienten im Alter von 6–47 Jahren. Am Operationstag und in den folgenden 2 Wochen erfolgten täglich telefonische Befragungen zu den postoperativen Schmerzen. Die Patienten fungierten als ihre eigenen Kontrollen, denn jeweils eine Tonsille wurde mit MCT, die andere mit HST entfernt. Eine Analyse zum intraoperativen Blutverlust oder postoperativen Hämmorrhagien erfolgte nicht. Alle Patienten erhielten gewichtsadaptiert die gleichen Analgetika.

Die mittleren Schmerzwerte auf einer analogen Skala mit Punktwerten von 1–100 waren initial nach der MCT geringer. Das Signifikanzniveau wurde nicht erreicht. Ab dem 6. postoperativen Tag hatten die Patienten nach HST weniger Schmerzen, obwohl auch hier das Signifikanzniveau nicht erreicht wurde. Die Differenzierung zwischen Schmerzen in Ruhe oder beim Schlucken änderte die Ergebnisse nicht. Die Beschwerden waren jeweils direkt postoperativ am stärksten, nahmen in der ersten Woche allmählich ab und blieben dann für eine Weile auf demselben Niveau.

Obgleich die Wahl der Operationstechnik keinen Einfluss auf die Inzidenz und Stärke der postoperativen Schmerzen hatte, geben die Autoren Vorteile für die HST an. Wegen der bei der Ultraschalldissektion zeitglich stattfindenden Koagulation sei eine Reinigung des Instruments während des Eingriffs nicht notwendig. Dies verbessere die Übersicht und spare Zeit. Außerdem käme es nicht zu einer störenden Rauchentwicklung wie bei der MCT. Nachteilig seien die höheren Kosten, die für ein Einmal-HST etwa 6-mal höher seien als für die Wegwerfspitze bei der MCT.