TY - JOUR AU - Dreweck, C.; Kerner, E.; Güllich, K.; Halder, G. TI - Die soziale Dimension der Tuberkulose in der Stadt München TT - The Social Dimension of Tuberculosis in the City of Munich SN - 0941-3790 SN - 1439-4421 PY - 2013 JO - Gesundheitswesen JF - Das Gesundheitswesen LA - DE VL - 75 IS - 11 SP - 689 EP - 692 DA - 2013/11/27 KW - Tuberkulosefürsorge KW - Sozialdienst KW - Behandlungserfolg KW - MDR/XDR-Tuberkulose AB - Deutschland gehört zu den Niedriginzidenzländern für Tuberkulose. Die Zahlen in München zeigen jedoch, dass die Tuberkulose von besonderer Relevanz für die öffentliche Gesundheit bleibt. In München stagnieren die Tuberkulosezahlen seit 2010 bei 10 auf 100 000 Einwohner und liegen damit doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt. Ursache für die höhere Inzidenz in Großstädten ist die Bevölkerungsstruktur mit einem hohen Anteil von Migrantinnen und Migranten aus Ländern mit hoher Tuberkuloseprävalenz sowie von sozioökonomisch benachteiligten Menschen. München befindet sich als Me­tropolregion in einer starken Wachstumsphase. Zuwanderer kommen zunehmend aus Polen, Rumänien und Bulgarien. In München hat der Anteil der Tuberkulosepatienten, die im Ausland geboren sind, seit 2001 deutlich zugenommen. Er stieg in 10 Jahren von 49 auf 80 % im Jahr 2011. Bei Asylbewerbern oder Zuwanderern sind zur Sicherstellung des Behandlungserfolges oft intensive und kultursensible Therapiebegleitung sowie Hilfen beim Umgang mit anderen Behörden erforderlich. Der Anteil von Tuberkulosepatienten mit sozialen Problemen stieg seit 2006 von 37 auf 55 % im Jahr 2012. Der Aufwand für die soziale Betreuung wird immer komplexer. Eine ambulante Behandlung wurde bei 6 Immi­granten am Gesundheitsamt überwacht. Ein aktuelles Problem sind nicht krankenversicherte Unionsbürger. In Europa sind die Tuberkulosezahlen rückläufig. Alarmierend ist jedoch der hohe Anteil von Medikamentenresistenzen in Osteuropa. 15 der weltweit 27 Länder mit der höchsten Krankheitslast an multiresistenter (MDR) Tuberkulose entfallen auf diese Region. Patienten mit MDR-Tuberkulose sind in München noch selten. Die Zahl schwankt zwischen 1 und 4 Fällen pro Jahr. Allerdings dauert die Behandlung mindestens 20 Monate, zeigt häufig unerwünschte Arzneimittelwirkungen, ist wesentlich kostspieliger und weniger erfolgreich als die Standardtherapie. Jeder Tuberkulosepatient hat das Recht auf verlässliche Diagnostik und adäquate Behandlung auch über Grenzen hinweg. Es ist eine Herausforderung für den öffentlichen Gesundheitsdienst, den Behandlungserfolg auch im europaweiten und internationalen Kontext sicherzustellen. PB - © Georg Thieme Verlag KG DO - 10.1055/s-0033-1357154 UR - http://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/s-0033-1357154 ER -