TY - JOUR AU - Stang, Felix; Schleußer, Sophie; Liodaki, Maria Eirini; Kisch, Tobias; Mailaender, Peter; Jahnke, Iris TI - 10 Jahre Handtraumatologie – eine epidemiologische, strukturelle und ökonomische Standortanalyse an einem Krankenhaus der Maximalversorgung TT - 10 years of hand traumatology – an epidemiological, structural and economic analysis at a maximum care provider SN - 0722-1819 SN - 1439-3980 PY - 2021 JO - Handchir Mikrochir Plast Chir JF - Handchirurgie · Mikrochirurgie · Plastische Chirurgie LA - DE VL - 53 IS - 01 SP - 7 EP - 18 DA - 2021/02/15 KW - Handtraumatologie KW - Handchirurgie KW - Epidemiologie KW - Ökonomie AB - Hintergrund Die handchirurgische Versorgung in Deutschland unterliegt einem Strukturwandel, der viele Abteilungen in ein Spannungsfeld zwischen Medizin und Ökonomie bringt. Einerseits kommt es zu einer Umverteilung elektiver handchirurgischer Eingriffe aus dem stationären in den ambulanten Sektor, andererseits konzentrieren sich – so unser Eindruck – stationär zu behandelnde handchirurgische Notfälle mehr und mehr an großen Kliniken. Vor diesem Hintergrund fehlen Daten zur Versorgungsrealität von handchirurgischen Notfällen, die diese Arbeit durch eine 10-Jahresanalyse handtraumatologischer Fälle unter epidemiologischen, strukturellen und ökonomischen Aspekten an einer Klinik der Maximalversorgung erhebt und zur Diskussion stellt.Material und Methoden Anhand einer Datenbankabfrage über ICD-Codes wurden handtraumatologische (Hauptdiagnose), stationär behandelte Fälle zwischen 2009 und 2018 identifiziert und im Hinblick auf epidemiologische und wirtschaftliche Kennzahlen (Alter, Geschlecht, Komorbiditäten, Case-Mix-Index, Erlös, Verweildauern, OP-Zeiten) unter verschiedenen Aspekten über PIVOT-Tabellen analysiert. Ausgeschlossen wurden Patienten unter 16 Jahren, Unterarmfrakturen sowie intensivmedizinische Patienten.Ergebnisse Im untersuchten Zeitraum und Zentrum war der typische handchirurgische Traumapatient männlich und durchschnittlich 44 Jahre alt. Der Patient Clinical Complexity Level war in 80 % aller Fälle 0. Der Anteil an Arbeitsunfällen lag durchschnittlich bei ca. 25 %. Die 3 Top-DRGs waren die I32F (18,5 %), X01B (11,3 %) sowie die I32A (7,2 %). Auffällig war über die Jahre ein massiver Fallzahlanstieg von ca. 300 auf über 1000 Fälle/Jahr. Gleichzeitig wurde die Versorgung handchirurgischer Notfälle in 4 von 5 anderen Kliniken in einem Umkreis von 100 km zurückgefahren. Insbesondere außerhalb der Kernarbeitszeit kam es hierdurch zu einer Mehrbelastung. Die mittlere Verweildauer lag bei ca. 4–5 Tagen, die durchschnittliche Schnitt-Naht-Zeit unter 60 Minuten und der durchschnittliche CMI bei 1,23. Damit erlösten diese Patienten im Jahr 2018 4370 €, wobei die BG-Erlöse durchschnittlich 387 € niedriger lagen.Schlussfolgerung Ausgehend von einer höchstwahrscheinlich mehr oder weniger gleichgebliebenen Zahl handchirurgischer Notfälle führen wir den deutlichen Fallzahlanstieg in der Handtraumatologie in unserer Klinik nicht auf eine Zunahme der Verletzungen zurück, sondern auf eine zunehmende Konzentration dieser Fälle in wenigen handchirurgischen Zentren, da aus wirtschaftlichen Gründen die Versorgung von Notfällen an kleineren Häusern zunehmend reduziert wird und dies, obwohl unter wirtschaftlichen Aspekten Handverletzungen interessant sind; lassen sich doch mit wenig Aufwand verhältnismäßig gute Erlöse erzielen, die bei Überschreiten einer kritischen Patientenzahl die Vorhaltekosten einer Dienst-Versorgung amortisieren. Dort, wo sich die Versorgung handtraumatologischer Fälle konzentriert, kommt es insbesondere außerhalb der Kernarbeitszeit zu einer Mehrbelastung, unter Umständen mit negativen Auswirkungen auf die elektive Handchirurgie. PB - Georg Thieme Verlag KG DO - 10.1055/a-1349-4660 UR - http://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/a-1349-4660 ER -