Aktuelle Urol 1986; 17(2): 56-62
DOI: 10.1055/s-2008-1061639
Aktuelle Übersicht

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Supravesikale Harnableitung - derzeitiger Stand

Current Status of Urinary DiversionR. Hautmann
  • Urologische Universitätsklinik Ulm (Direktor: Professor Dr. med. R. Hautmann)
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Publication Date:
23 April 2008 (online)

Zusammenfassung

Diese Übersicht befaßt sich mit den Problemen der Pathophysiologie, Pathohistologie und dem Risiko der Karzi nominduktion durch die Harnableitung.

Eine partielle bis subtotale villöse Atrophie der Ileumschleimhaut mit zusätzlicher schwerer chronischer Entzündung tritt nach unterschiedlicher Laufzeit in allen Ileum-Conduits auf. Der Schwerpunkt der Veränderungen, bis hin zu tiefen Ulzera, tritt im Bereich des Stomas und der Uretereinmündungsstelle in das Conduit auf.

Die Rolle des N-nitrosamin in der Karzinogenese nach HDI ist voll verstanden.

Bis heute fehlt immer noch der überzeugende Beweis, daß ein nicht refluxives Kolon-Conduit einem einfachen Ileum-Conduit überlegen ist.

Die unterschiedlichen Methoden der kontinenten Harnableitung und ihre Vorteile und Nachteile werden dargestellt. Das Camey-Verfahren und der Blasenersatz (Pouches, Ileozökalsegmente), wie auch der Kock-Pouchha ben überzeugte Anhänger und sind heute bei ausgewählten Patienten und Patientengruppen sicher indiziert. Ob sie bessere Langzeitergebnisse als die HDI oder die Standardverfahren der Harnableitung erreichen werden, ist derzeit noch ungewiß. Mit Sicherheit garantieren sie jedoch den Patienten eine höhere Lebensqualität. Die end gültige Rolle der kontinenten Harnableitung mit ihren relativen Vorteilen im Vergleich zu den Standardverfahren und den Verfahren, die einen Harnauffang benötigen, hat jedoch die Kenntnis von Langzeitergebnissen in großen Serien zur Voraussetzung.

Nichtsdestoweniger ist die kontinente Harnableitung ein nennenswerter Beitrag zur Urochirurgie. Ihre zukünftige Rolle als Alternative zu Standard-Harnableitungs-Methoden wird mit Sicherheit durch den Wunsch der Patienten nach kontinenten Verfahren gefördert werden.

Abstract

This review focuses on problems of pathophysiology, histology and on the risk of malignant change of urinary diversion: Villous atrophy plus inflammatory infiltrate is encountered in all ileum conduits with severe changes adjacent to Stoma and ureteral orifices. The role of N-nitrosmine in the carcinogenesis of the ureterocolic anastomosis is now well understood. Up till now there is still lack of convincing evidence of the superiority of a non refluxing colonic conduit over an ileum conduit.

The various methods used for continent diversion are reviewed and the advantages and draw backs of each are outlined. The Camey procedure or bladder replacement with an ileocaecal segment as well as the Kock-pouch have enthusiastic supporters and are appropriate methods in selected patient groups. Whether they will entail better long term results than ureterosigmoidostomy, or ileal or colonic conduits is not certain. However, at least they will afford the patient a better quality of life.

However, the ultimate role of continent diversion procedures and there relative merits with respect to each other and to appliance dependent conduits must await the data of long term follow up in larger series. None the less they are a major contribution to the urologic surgical armamentarium. Their future use as an alternative to standard diversion methods undoubtedly will increase by patient demand.

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