Aktuelle Urol 1989; 20(6): 300-306
DOI: 10.1055/s-2008-1061230
Originalarbeiten

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart · New York

Schmerzdiagnose und Schmerztherapie bei malignen urologischen Erkrankungen

Diagnosis and Therapy of Cancer Pain in Urologic PatientsS. Grand, D. Zech, S. A. Schug, T. Meuser, B. Stobbe, K. A. Lehmann
  • Institut für Anästhesiologie der Universität zu Köln (Direktor: Prof. Dr. W. Buzello)
Further Information

Publication History

Publication Date:
28 April 2008 (online)

Zusammenfassung

Schmerzen stellen für viele Patienten mit malignen urologischen Erkrankungen das im Vordergrund stehende Symptom dar. Eine effektive Schmerztherapie ohne belastende Nebenwirkungen ist nur auf der Grundlage einer differenzierten Schmerzdiagnose möglich.

Bei 72 Patienten wurden Lokalisation, Intensität, Ätiologie und Typ der Schmerzen sowie die auf dieser Analyse aufgebaute Schmerztherapie dargestellt. Zwei Drittel der Kranken gab mehr als eine Schmerzlokalisation an, am häufigsten an der unteren Wirbelsäule und am Becken. Schmerzursache war überwiegend (in mehr als 90 %) der Tumor selbst (durch Infiltration oder Kompression vor allem von Knochen oder Nervenstrukturen). 93 % der Patienten litten zum Zeitpunkt der Vorstellung in der Schmerzambulanz unter starken Schmerzen; die bis dahin verordneten analgetischen Einzeldosen waren zu niedrig, die Einnahmeintervalle zu lang gewählt; Co-Analgetika wurden zu selten in Anspruch genommen.

Eine zufriedenstellende Schmerzreduktion konnte an über 80 % aller Behandlungstage allein durch die orale Gabe von Analgetika, entsprechend dem Stufenplan der WHO, erzielt werden. Entscheidend war dabei neben einer sinnvollen Auswahl der Medikamente und ihrer Dosis die regelmäßige Verabreichung in Abhängigkeit von Schmerzintensität, Schmerzdiagnose und Begleitsymptomatik. Wenn keine orale Therapie möglich war, wurde eine parenterale oder peridurale Applikation gewählt. An über 80 % der Tage mußte gleichzeitig eine Begleitmedikation gegen andere durch den Tumor oder die Therapie verursachte Symptome verordnet werden.

Andere Therapieverfahren, wie Radiatio, Hormontherapie, Neurolysen u. a. waren bei vielen Patienten eine wertvolle Ergänzung, wurden jedoch nur dann eingesetzt, wenn sie für den Patienten eine Verbesserung seiner Lebensqualität erwarten ließen.

Abstract

Pain is a leading symptom in patients suffering from malign urologic diseases. Localisation, intensity, etiology, and type of pain were analyzed in 72 patients, and an adequate therapy was initiated.

In two thirds of the patients there was more than one localisation of pain, the most common pain site being the lower spine and the pelvis. In more than 90 % of the cases pain was caused from the tumor itself, e.g. by infiltration or compression of osseous or nervous structures. The oral application of analgesics alone, according to the WHO-guidelines, led to a sufficient reduction of pain on more than 80 % of the treatment days. Not only the choice of an adequate drug and its dose, dependent on intensity and diagnosis of pain as well as on concomitant symptoms, were of crucial importance, but also regular application. In cases where no oral application was possible, peridural or parenteral treatment was chosen. On more than 80 % of the days an adjuvant medication was necessary to treat symptoms caused either by the therapy or the tumor. Additional radiation, hormonal therapy or neurolytic blocks were necessary in many patients.

    >