Klinische Neurophysiologie 1980; 11(1): 51-57
DOI: 10.1055/s-2008-1061132
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Verlaufsuntersuchungen über EEG-Veränderungen während Hämodialyse bei terminaler Niereninsuffizienz

EEG-changes during haemodialysis in chronic renal insufficiancyN. Brass
  • Max-Planck-Institut für Psychiatrie, Abteilung für Klinische Neurophysiologie, München
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Publication Date:
18 March 2008 (online)

Summary

Longitudinal EEG studies were performed under three different clinical conditions during 15 haemodialyses in chronic renal insufficiency. The relationship of EEG changes to clinical and biochemical parameters and to the subjective state of wellbeing was examined. The relevance of EEG monitoring as a method of assaying the adequacy of haemodialysis was investigated.

By means of pre- and post-dialysis examinations it was found in 1 3 out of 15 measurements that a decrease in Creatinin serum concentration was accompanied by an increase in α index and that in 14 out of 15 measurements a shift in the power spectrum toward the faster frequencies occured. In those cases where a reduction in α index respectively an increase in ϑ index was found, the possibility of subacute dialysis encephalopathy must be taken in account. No significant relationship between subjective state of well-being and dialysis was found, with the exception of one patient, who had recently been admitted to the dialysis program. The results demonstrate the diagnostic relevance of EEG monitoring during haemodialysis in chronic renal insufficiency. However, the prognostic relevance remains to be proven with a larger number of patients.

Zusammenfassung

Es wurden unter drei verschiedenen klinischen Bedingungen EEG-Verlaufsuntersuchungen während 15 Hämodialysen bei terminalem Nierenversagen vorgenommen. Untersucht wurde der Zusammenhang von EEG-Veränderungen mit klinischen, biochemischen und psychischen Veränderungen (Befindlichkeit) während Hämodialyse. Es wurde die Relevanz des „EEG-Monitoring” vor, während und nach Hämodialyse in bezug auf die Effizienzkontrolle der Hämodialyse bzw. die Evaluierung des Urämiesyndroms geprüft. Bei 13 von 15 Untersuchungen zeigte sich im Vergleich vor und nach Dialyse eine gleichsinnige, jedoch unterschiedliche Beziehung zwischen Abnahme der Kreatininkonzentration und Zunahme des α-Index, in 14 von 15 Untersuchungen eine Rechtsverschiebung im Powerspektrum im α-Frequenzbereich bzw. eine Abnahme der Leistung im ϑ-Frequenzbereich. Bei der Interpretation der Befunde mit Abnahme des α-Index bzw. Zunahme des ϑ-Index während Hämodialyse muß u.a. auch die subakute Dialyseenzephalopathie diskutiert werden.

Die Untersuchungen zur Befindlichkeit zeigten nur bei einem neu ins Dialyseprogramm aufgenommenen Patienten eine deutliche Beeinträchtigung der Stünmungslage; die übrigen Ergebnisse waren uneinheitlich, es zeigte sich keine signifikante Dialyseabhängigkeit der Befindlichkeit. Die im Vergleich zur Klinik und zu den psychischen Veränderungen (Befindlichkeit) bzw. biochemischen Veränderungen (Serumkreatininkonzentration) differenzierten Veränderungen des α-lndex im Vergleich vor und nach Dialyse sowie die gute Korrelation mit zeitlichen Faktoren des Dialyseablaufs sprechen für eine gute diagnostische Relevanz des EEG bei der Überwachung bzw. Therapiekontrolle der Hämodialyse bei terminalem Nierenversagen. Eine Aussage über die prognostische Relevanz läßt sich erst nach weiteren Untersuchungen an einem größeren Patientenkollektiv machen.

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